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Berlin: Antifa trifft Anti-Antifa

22-Jähriger wegen Angriffs auf Rechte vor Gericht

Von Frank Jansen

Nicht nur in Berlin geraten junge Linke und Neonazis häufig aneinander, doch selten hat ein Fall so viel Aufmerksamkeit erregt wie der von Matthias Z., von Freunden „Matti“ genannt. Der 22-Jährige aus der Antifa-Szene muss sich vom heutigen Donnerstag an vor dem Amtsgericht Tiergarten verantworten, weil er Ende November 2006 mit zwei weiteren Linken ein Paar aus der rechtsextremen Szene überfallen haben soll.

Seit der Festnahme von Matthias Z. im Dezember gibt es heftige Proteste, an denen sich neben Gruppen der radikalen Linken auch Politiker der Grünen, der Linkspartei, der Jusos und Vertreter der Gewerkschaft Verdi beteiligen. Sie halten „Matti“, der nach 101 Tagen Untersuchungshaft auf freien Fuß gesetzt wurde, für unschuldig und sehen ihn als Opfer einer Verleumdung durch die damals attackierten Sebastian Z. und Stefanie P., die laut Sicherheitsexperten zur Neonaziszene zählen.

Die Staatsanwaltschaft ließ sich nicht davon abbringen, Z. anzuklagen, musste aber einen Rückschlag hinnehmen. Das Landgericht wies den Vorwurf des versuchten Totschlags zurück, gegen Matthias Z. wird nun wegen gefährlicher Körperverletzung und weiterer Delikte verhandelt. Außerdem reichte das Landgericht den Fall an das Amtsgericht weiter, die unterste Instanz der Gerichtsbarkeit.

Die Anklage stützt sich weitgehend auf die Angaben des rechtsextremen Paares. Sebastian Z. und Stefanie P., die bei dem Überfall in Lichtenberg am Kopf verletzt wurden, wollen Matthias Z. im Nachhinein als Täter erkannt haben – obwohl die drei Angreifer vermummt waren. Das Paar legte der Polizei ein Foto vor, auf dem Matthias Z. bei einer Aktion von Nazigegnern zu sehen sein soll. Sebastian Z. und Stefanie P. gaben an, auf dem Bild Matthias Z. als eine der Personen identifiziert zu haben, die in Lichtenberg zugeschlagen hatten.

Das Foto stammt vermutlich aus dem Fundus der „Anti-Antifa“, einer Spitzel-Kampagne der rechtsextremen Szene. Die Staatsanwaltschaft schließt jedoch aus, Sebastian Z. und Stefanie P. hätten Matthias Z. fälschlich belastet, um einem Linken zu schaden. Der Prozess könnte nach Ansicht von Sicherheitsexperten stressig werden, sollten Linke und Neonazis aufeinandertreffen. Gericht und Polizei bereiten sich auf turbulente Tage vor. Frank Jansen

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