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Um die Ecke gebracht. In manchen und besonders engen Kurven quietscht die Straßenbahn gewaltig.

© dpa

Berliner Straßenbahn: Anwohner wollen Schutz vor quietschender Tram

In vielen Kurven sind Straßenbahnen oft sehr laut. Besonders betroffen sind die Anwohner in der Nähe von Betriebshöfen. Die fordern deshalb von der BVG mehr Lärmschutz.

Regen tut gut. Zumindest freuen sich Anwohner, vor deren Wohnung Straßenbahnen fahren. Diese quietschen dann meist weniger laut als sonst, wenn sie durch Kurven fahren. Wasser auf den Gleisen wirkt wie ein Schmierfilm, der den Lärm verringert. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte am Dienstag, den Krach von Straßenbahnen im neuen Lärmaktionsplan des Senats zu berücksichtigen.

Lärmprobleme bei der Tram gebe es nicht nur vereinzelt, sagte BUND-Verkehrsreferent Martin Schlegel. Doch auch dagegen müsse man vorgehen. Schlecht dran seien vor allem Anwohner der Betriebshöfe Weißensee und Lichtenberg. Straßenbahnen fahren spät nachts ins Depot und am frühen Morgen wieder auf die Strecke. An der Bernkasteler Straße in Weißensee habe man beim Durchfahren der engen Kurve nach 1 Uhr einen Lärmwert von teilweise über 90 Dezibel gemessen, sagte Jens Hermann von der Bürgerinitiative „KiezGestalten Weißensee“. Dies ist lauter als eine Kreissäge oder ein Moped. Auffallend sei, dass die neuesten Bahnen der BVG erheblich mehr Krach verursachten als ihre Vorgänger. Dass es technisch möglich sei, den Lärm zu verringern, zeigten Bahnen in anderen Städten, etwa in Potsdam.

Die neuen Bahnen seien länger als die älteren – und damit auch länger lauter, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Die BVG teste derzeit auf dem Betriebshof eine Anlage, die die Gleise automatisch schmiert, so dass die Räder weniger stark reiben, was den Lärm verringere. Das Problem in Weißensee sei erkannt; es sei dort zu laut. Man lasse deshalb bereits die Straßenbahnen langsamer fahren. Beschwerden gebe es vor allem aus einem Wohngebäude, das früher anders genutzt worden sei. Bei Gleisen auf Straßen sei noch nicht geklärt, ob durch ein Schmieren der Schienen Motorradfahrer gefährdet würden, sagte Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverkehrsverwaltung.

Reagiert hat die BVG auch 2009 nach Beschwerden von Anwohnern der U-Bahn-Linie U 1 in Kreuzberg. Dort baute sie auf der Hochbahn ein Schienenbefeuchtungssystem ein, was den Krach tatsächlich verringerte. Für die S-Bahn hatte die TU bereits vor Jahren ein Lärmminderungsmodell entwickelt, das der S-Bahn aber zu teuer war. Immerhin hat sie teilweise Schmieranlagen in Kurven. Schlegel fordert, bei Neubauten möglichst gerade Strecken zu bauen, damit es gar nicht erst zum Kurvenquietschen kommt.

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