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Berlin: Apotheker wehren sich gegen schlechte Noten

Pharmazeuten reagieren auf Veröffentlichung der Stiftung Warentest. Wegen des Konkurrenzdrucks setzen einige auf Rabatte

Berliner Apotheker sind sauer auf die Stiftung Warentest. Wie berichtet, haben Prüfer für die Märzausgabe der Zeitschrift „test“ bundesweit 50 Apotheken auf ihre Beratungsqualität getestet, 20 davon allein in Berlin. Dabei stellten die Testkäufer zum Teil erhebliche Schwächen fest. So wurden ungeeignete Schnupfenmittel ebenso verkauft wie offenbar medikamentenabhängige Patienten falsch beraten. Und auch wenn die Stiftung Warentest zugibt, dass dies nur eine kleine Stichprobe ist – bundesweit gibt es 21 000 Apotheken – so sei das Ergebnis doch eine zutreffende Wiedergabe des Beratungsalltags in den Apotheken.

Die Pharmazeuten protestieren, zumal die geprüften Apotheken von „test“ namentlich genannt werden. „Ein Kranker lässt sich sein Medikament nicht ausreden, wenn er es unbedingt will“, sagt Norbert Husemann von der Belle Alliance-Apotheke in Kreuzberg. Sie ist eine von zwei Berliner Apotheken, die gleich zweimal die Note „schlecht“ für die Beratung kassierten. „Die Tester haben es darauf angelegt, die Branche schlecht aussehen zu lassen.“ Husemann betont, dass Apotheker oft zu Fortbildungen gingen – „und das neben der normalen Arbeitszeit.“

Auch der Berliner Apothekerverein nennt den Test unfair: „Die Kriterien und die Methodik der Befragung sind nicht transparent“, sagt Friedrich-Wilhelm Wagner, Geschäftsführer des Vereins. „Wir haben die von den Apothekern selbst verabschiedeten Vorschriften für ein Beratungsgespräch angewandt“, hält die Sprecherin der Stiftung Warentest, Heike van Laak, dagegen.

Ob die Testergebnisse Kunden vertreiben, kann man in den betroffenen Apotheken noch nicht sagen, aber man fürchtet es. Denn die Arzneihändler sehen sich einem zunehmenden Konkurrenzdruck ausgesetzt, mit dem Internethandel, aber auch untereinander. Die Gesundheitsreform hat die Preisbindung für nicht verschreibungspflichtige Medikamente aufgehoben. Noch zögerlich zwar, beginnt bereits ein Preiskampf. Kundenkarten mit bis zu drei Prozent Rabatt auf Nichtmedikamente gehören schon jetzt zum Standard. Und es gibt noch mehr: Die Neptun-Apotheke in Mitte hat zum Beispiel eine Happy Hour eingeführt. Donnerstags gibt es jeweils von sechs bis acht Uhr und 18 bis 20 Uhr zehn Prozent Rabatt unter anderem auf alle nicht verschreibungspflichtigen Medikamente. Die Wedding-Apotheke im gleichnamigen Stadtteil setzt – im Verbund mit zwei anderen Apotheken – auf vierzehntägig wechselnde Lockangebote nach dem Vorbild der Supermarkt-Aktionspreise. Einige freigegebene Medikamente sind dann um 15 Prozent billiger, derzeit zum Beispiel das Schmerzmittel Thomapyrin für 3,78 Euro statt 4,45 Euro.

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