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Bethanien Berlin Kreuzberg. Deutschunterricht für Flüchtlinge. Eine wichtige Voraussetzung für einen Job.

© Mike Wolff

Flüchtlinge in Berlin: Arbeiten - am liebsten von Anfang an

In den ersten drei Monaten dürfen Flüchtlinge keine Arbeit aufnehmen. Über Perspektiven und Chancen auf dem Jobmarkt klären Arbeitsvermittler auf.

Viele Flüchtlinge wollen bereits während ihres laufenden Asylverfahrens eine Arbeit aufnehmen. Nach einer Auswertung der Bundesagentur für Arbeit hat sich die Zahl der Anträge von Asylbewerbern bei der auf eine Arbeitsmarktzulassung in Deutschland im vergangenen Jahr mehr als vervierfacht. Ähnliches ist aus Berlin zu hören. „Die meisten sind sehr motiviert“, sagt Ines Harbauer, Arbeitsvermittlerin bei der Arbeitsagentur.

So wie die beiden syrischen Brüder, die kürzlich mit ihrer Aufenthaltsgestattung in der Hand bei Harbauer im Büro saßen. Die Arbeitsagentur hat im August Räume in der Berliner Außenstelle des BAMF am Askanierring in Spandau bezogen, um Flüchtlingen so schnell wie möglich auf den Weg ins Erwerbsleben in Deutschland zu bringen. Auch in der Lageso-Außenstelle in der Bundesallee gibt es seit November Büros der Arbeitsagentur.

Profiling in der Arbeitsagentur

Seit Ende Ende September sind die beiden aus Damaskus stammenden Männer in Berlin. Arbeiten wollen sie so schnell wie möglich. So erlebt die Arbeitsvermittlerin den Großteil der Flüchtlinge. Harbauer kann jetzt nur ein erstes kurzes Gespräch führen. „Ein längeres Interview gibt es, wenn wir überprüft haben, ob Sie in einem anderen Land schon registriert wurden und Fingerabdrücke gegeben haben.“

Anschließend werden die Flüchtlinge zum Profiling in die Arbeitsagentur in Charlottenburg eingeladen. Harbauer erläutert, dass das Programm der Arbeitsagentur „keinerlei Einfluss auf das Asylverfahren hat“. Und sie warnt vor Schwarzarbeit: „Fangen Sie nicht an, einfach zu arbeiten, bevor Sie uns gefragt haben. Sie sollten das auf keinen Fall tun, es ist illegal.“

Der jüngere der beiden Männer hat in Syrien Architektur studiert, ein Jahr in dem Beruf gearbeitet und spricht gut Englisch. Seine Zeugnisse hat er schon mitgebracht. Sein Bruder, der in Syrien ein Jurastudium begonnen, aber nicht abgeschlossen hat und dort mehrere Jahre vor allem als Fliesenleger auf dem Bau arbeitete, kann keine Papiere über seine Tätigkeit vorweisen.

Wartezeiten überbrücken

Harbauer sagt ihm, dass er versuchen soll, Referenzen beizubringen: „In Deutschland braucht man Zeugnisse, Papiere.“ Ohnehin müssen die Männer, so wie alle Flüchtlinge, eine Wartezeit überbrücken. Die ersten drei Monate ist eine Arbeitsaufnahme nicht erlaubt. Und die darauffolgenden zwölf Monate lang muss nachgewiesen werden, dass beispielsweise kein deutscher oder aus einem EU-Staat stammender Bewerber den Job machen kann. Bei Berufen, in denen Fachkräftemangel herrscht, sind die Chancen, eine Arbeit zu finden können, deswegen größer. Dem Fliesenleger macht die Arbeitsvermittlerin deswegen Mut: „In dem Bereich finden Sie schnell eine Arbeit.“

Aber bevor daran zu denken ist, müssen die Männer Deutsch lernen. Sie haben damit schon angefangen. Die Arbeitsagentur finanziert für den Einstieg achtwöchige Kurse mit insgesamt 320 Stunden. Regelmäßig teilnehmen konnten sie jedoch – so wie viele andere auch – nicht. Immer wieder mussten sie zum Lageso und dort anstehen. Der Dolmetscher verdreht verärgert die Augen: „Das haben wir hier ständig gehört.“

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