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Arbeitsmarkt: Berlin und Brandenburg fehlen Ausbildungsplätze

Die DGB-Jugend hat in ihrem zweiten Ausbildungsreport einen Mangel an qualifizierten Ausbildungsplätzen in Berlin und Brandenburg kritisiert. Auch die Qualität der Ausbildung sei oft schlecht, hieß es.

Berlin - "Nur noch für jeden dritten Jugendlichen in Brandenburg und Berlin wird ein betrieblicher Ausbildungsplatz angeboten", sagte Doris Zinke, stellvertretende DGB-Vorsitzende für Berlin-Brandenburg. Die Untersuchung belege, dass viele Unternehmen die negativen Folgen durch den prognostizierten Facharbeitermangel und schlechte Ausbildungsqualität noch nicht ernst nähmen. Der Ausbildungspakt in der Region sei wie auf Bundesebene gescheitert, ergänzte Zinke. Die kleinen Belebungen am Brandenburger Ausbildungsmarkt könnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ausbildungsverweigerung der Unternehmen in der Region unvermindert anhalte. "Die Leidtragenden sind die Jugendlichen", unterstrich Zinke.

Massiv kritisierte die DGB-Vize wachsende Defizite in der Ausbildungsqualität. Diese zeigten sich besonders in der Häufung von ausbildungsfremden Tätigkeiten, mangelhafter Betreuung durch Ausbilder und Überstunden. Im Kern gefährdeten diese Missstände die Zukunft der regionalen Wirtschaft, sagte Zinke. Das Schlimmste sei jedoch, dass die Jugendlichen unter anderem von den Kammern als "dumm und blöd" und deshalb für Ausbildungsstellen als nicht geeignet diffamiert würden.

Schlechtestes Jahr seit 1990

Das Vermittlungsjahr 2006/2007 sei eines der schlechtesten Jahre seit der Wende gewesen. 34.397 Jugendliche (Stand Oktober 2006) hätten noch keine Ausbildungsstelle gefunden (Berlin: 16.516, Brandenburg: 17.831). Dies sei ein Negativ-Rekord, unterstrich Zinke. Zwar sei die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze mit 19.340 gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen. Doch 2005/2006 sei das Angebot der betrieblichen Ausbildungsplätze überhaupt auf dem niedrigsten Stand gewesen. Für Berlin und Brandenburg könne davon ausgegangen werden, dass nur noch die Hälfte der beruflichen Erstausbildungsplätzen in Betrieben angeboten würden. Zwar seien nicht-betriebliche Ausbildungen nicht automatisch schlecht. Doch sei es notwendig, dass die Landesregierungen Qualitätsstandards für die Bildungsträger festschrieben, unterstrich Zinke.

Inzwischen zählten 56 Prozent der Ausbildungsplatzsuchenden in der Region zu so genannten Altbewerbern. Durch die fast unüberschaubare Anzahl an Ausbildungsmaßnahmen, die meist nicht länger als ein Jahr dauerten, stieg die Zahl der Bewerber an, sagte Zinke. "Die Jugendlichen werden in immer neuen Maßnahmen versteckt, damit sie in der Statistik nicht mehr auftauchen." Politiker und Kammern versuchten, diese "Dramatik" jedes Jahr aufs Neue zu verschleiern.

DGB fordert mehr qualifizierte Ausbildungsplätze

Das Problem des Fachkräftemangels könne nur durch mehr Ausbildungsplätze gelöst werden, sagte Zinke. Politik und Wirtschaft müssten endlich qualifizierte Lehrstellen anbieten, gegebenenfalls auch durch gesetzliche Regelungen. Der in diesem Jahr erwartete Überschuss bei der Bundesagentur für Arbeit solle für zusätzliche Arbeitsplätze verwendet werden, forderte Zinke. Versuchen, das Jugendarbeitsschutzgesetz auszuhöhlen, kündigte die Gewerkschafterin den Kampf an. "Wir werden nicht den Jugendarbeitsschutz opfern, um dadurch eventuell eine Anzahl fragwürdiger Ausbildungsverhältnisse in einem Kuhhandel durchzusetzen." (Von Michael Winckler, ddp)

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