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Arbeitsplätze: US-Finanz-Krise keine direkte Gefahr für Berlin

Die Gewerkschaft Verdi sieht Arbeitsplätze in Berlin eher durch die Fusionen von Unternehmen, als durch die amerikanische Bankenkrise in Gefahr. Auch für den Berliner Landeshaushalt haben die Entwicklungen in den USA bisher keine finanziellen Folgen.

Die Folgen der Finanzkrise werden auch in Berlin spürbar – allerdings nicht so dramatisch wie in den USA. Dort stehen tausende Banker von einem Tag auf den anderen auf der Straße. Die krisengeschüttelten Institute Merrill Lynch und Lehman Brothers haben in Berlin gar keine Büros. Angst um die Jobs haben Berlins Bankangestellte zwar auch, aber aus anderen Gründen: „Für uns ist die Fusion von Dresdner und Commerzbank bedrohlicher als die Finanzkrise, ebenso der Einstieg der Deutschen Bank bei der Postbank“, sagt der Berliner Finanzexperte der Gewerkschaft Verdi, Frank Wolf. „Man braucht ja nicht zweimal dieselbe Abteilung, also wird nach der Fusion umstrukturiert – und das kostet Arbeitsplätze.“ Die Krise in Amerika wirke sich auf andere Weise aus: „In der laufenden Tarifrunde benutzen die Arbeitgeber die Finanzkrise als Argument, um unsere Lohnforderungen zu drücken.“ Ein Sprecher der Deutschen Bank in Berlin sieht keine Jobs gefährdet: „Unsere Angestellten müssen sich generell keine Sorgen machen, denn wir haben speziell in dieser Region eine gute Entwicklung.“

Zwei Banker, die anonym bleiben wollten, machen sich ebenfalls keine Sorgen. Ein 38-jähriger Filialleiter sagte: „Ich sehe keinen Grund zur Panik. Krisen gab es auf den Finanzmärkten schon immer. Außerdem zeigen Statistiken: Wer langfristig in Aktien investiert, erhält eine höhere Rendite.“ Ein 26-jähriger Fondsmanager vertraut auf das System: „Die gesetzliche Einlagensicherung, die es in Deutschland gibt, fängt Liquiditätsengpässe der Banken auf. Für die deutsche Wirtschaft erwarte ich keine direkten Effekte, denn unsere Bankenlandschaft ist nicht nur auf einen Sektor festgelegt.“

"Keine Gefahr für Berlin"

Auch das Land Berlin spürt die Auswirkungen der US-Krise bislang nicht – noch nicht. Berlin zahle für seine Kredite Zinssätze, die sich durch die aktuelle Krise nicht verschlechterten, sagte die Sprecherin der Finanzverwaltung, Kristina Tschenett. Zu der kollabierten Investmentbank Lehman Brothers habe das Land keine Beziehungen unterhalten. Allerdings gebe es „in kleinem Umfang“ finanzielle Forderungen Berlins gegenüber der ebenfalls in die Krise geratenen Bank Merrill Lynch. Diese Forderungen seien jedoch so klein, dass sie für den Landeshaushalt kaum Auswirkungen hätten. Außerdem geht die Finanzverwaltung von Senator Thilo Sarrazin (SPD) davon aus, dass die Ansprüche wegen der Übernahme Merrill Lynchs durch die Bank of America nicht gefährdet sind. „Keine Gefahr für Berlin“, lautet daher derzeit die Einschätzung der Finanzverwaltung. Sollte sich die Krise ausweiten, könnte sich das ändern. ()fk/lvt/anb)

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