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Vom Spiel begeistert, von den Würstchen nicht so sehr: Die Hertha-Fans im Stadion.

© dpa

Würstchen gibt's jetzt nur noch mit Karte: Ärger um das Bezahlsystem im Olympiastadion

Mit einem überragenden Sieg startete Hertha in die Bundesliga-Saison, die Fans sind begeistert. Nicht so begeistert sind sie allerdings vom neuen Bezahlsystem für Bier und Würstchen im Olympiastadion - manche sprechen sogar von Abzocke.

Der Sänger der Toten Hosen, Campino, dürfte zahllosen Hertha-Fans aus der Seele gesprochen haben: „Es tut wirklich gut, mal wieder ein bisschen Erste-Liga- Luft zu schnuppern“, hatte der Musiker am Freitagabend beim Konzert seiner Band auf dem ehemaligen Tempelhofer Flugfeld gesagt – eine Anspielung auf Hertha BSC, die wohl jeder Berliner verstanden haben dürfte. Am Sonnabendnachmittag strömen Zehntausende ins Olympiastadion, um genau dies zu tun: Bundesligaluft zu schnuppern. „Für heute hoffe ich auf ein angriffsorientiertes Spiel und ein drei zu eins“, sagt Uwe Barthel (53) kurz vor dem Saisonauftakt gegen Eintracht Frankfurt. Da ahnte er noch nicht, dass Hertha am Ende mit einem 6:1 einen unantastbaren Sieg feiern würde. „Langfristig hoffe ich, dass Hertha in der ersten Liga bleibt.“

Der 52-jährige Hakki vom Fanclub 65er Baeren, den man nur unter seinem Vornamen kennt, hält Hertha seit 30 Jahren die Treue und hofft ebenfalls vor allem auf eines: den Klassenerhalt. Zum Spiel trägt er wie immer die alte Jeansweste mit zahlreichen Hertha-Aufnähern.

Ein weiteres Thema, das ihn und manch anderen Stadionbesucher beschäftigt, ist weniger sportliche Natur. Die neu eingeführte bargeldlose Bezahlung für Bier und Bockwurst provozierte unter den Fans vor Spielbeginn kontroverse Meinungen. „Wenn das mit dem Wechselgeld schneller geht, ist das keine schlechte Idee“, sagt Hakki. Aber dass man für die Karte, mit der jetzt bezahlt wird, zwei Euro Pfand hinlegen muss, ärgert ihn. „Die bekommt man doch nie zurück“, sagt Hakki, während er mit seiner „Kurzen“, wie er seine Frau nennt, an einem Kiosk vor dem Stadion steht.

Vereine wie Bayern München praktizieren das neue Bezahlsystem schon länger. Deren Fans bezahlen wie berichtet mit einer speziellen Cash-Karte, um die Abläufe zu optimieren – manche sprechen jedoch von Abzocke. „Für Besitzer von Dauerkarten ist so ein Bezahlsystem kein Problem“, findet Susanne Buchholz (47). Aber dann erzählt sie die Geschichte ihres Schwiegersohnes. Der sei einmal zu einem Spiel im Stadion in München gewesen – und nun liege die Cash-Karte mit acht Euro Guthaben schon seit Jahren ungenutzt herum.

Die Vorfreude aufs erste Spiel wollte sie sich von der Neuerung aber nicht verderben lassen. „Ich drücke die Daumen, das Hertha gewinnt, um eine gute Auftaktstimmung zu erzeugen“, sagt sie. „Ansonsten würde mir eine Position im Mittelfeld reichen.“

Patricia Bierwagen (22) hofft kurz vor dem Anpfiff, „dass Hertha besser spielt als im letzten Jahr“. Was die Cash-Karte angeht, für die man beim ersten Mal zehn Euro hinlegen muss (zwei Euro Pfand, acht Euro Guthaben), zählt auch sie eher zu den Skeptikern: „Meiner Meinung nach nimmt es eher Zeit, als dass man Zeit spart, weil man die Karte ja immer wieder aufladen muss.“ Auch frage sie sich, was passiert, „wenn das Computersystem im Stadion mal abstürzt“.

Bei den ersten vier Heimspielen können die Berliner Zuschauer wie berichtet Speisen und Getränke parallel noch mit Bargeld bezahlen, ab der Begegnung gegen Borussia Mönchengladbach Mitte Oktober ist der Einkauf nur noch mit Karte möglich. Ein anderer Fan stört sich weniger an der Karte. Ihn nervt der Bierpreis: „Drei bis vier Euro sind einfach zu teuer.“

Diese Sorgen hat Simon Herzsprung noch nicht. Der Neunjährige hat an diesem Tag erstmals am Spieltag-Camp teilgenommen, das Hertha bei Heimspielen dem Nachwuchs bietet. Morgens haben er und die anderen jungen Spieler trainiert, später ging’s ins Stadion. Simon hat sich extra für den ersten Spieltag angemeldet. Sein Tipp für den ersten Spieltag der neuen Saison: 2 zu 1 für Hertha. Auch er lag daneben – und dürfte sich darüber gefreut haben.

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