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Berlin: Asbest verpflichtet

Der Bezirk Steglitz glaubt, Sarrazin muss die Sanierung des Kreisels finanzieren

An der Rechnung für die Sanierung des Asbest verseuchten Steglitzer Kreisels kommt Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) nach Ansicht von Baustadtrat Uwe Stäglin (SPD) nicht vorbei. „Der Asbest muss rausgeholt werden, wir haben dazu die gesetzliche Verpflichtung.“ Stäglin meint, dass dies innerhalb von drei Jahren geschehen muss. „Wir stehen unter Zeitdruck.“ Spätestens im Sommer müsse das Bezirksamt wissen, in welche Richtung es geht.

Der Baustadtrat kann nicht verstehen, weshalb der Finanzsenator wegen der Haushaltslage in den nächsten Jahren keinen Cent für den Steglitzer Kreisel, den Sitz des Bezirksamtes, herausrücken möchte. Der Bezirk habe dafür kein Geld. Auch nach Ansicht von Gutachtern sollte dringend mit den Arbeiten begonnen werden. Finanzielle Vorsorge sei nötig, die Mittel müssten nachträglich in den Landeshaushalt aufgenommen werden.

Rund 85 Millionen Euro könnten die Asbestsanierung und Übergangslösungen kosten. Für welche Variante man sich auch entscheidet, „alles wird viel Geld kosten“. Man habe noch einmal 14 Alternativstandorte für das Bezirksamt geprüft und halte davon drei für „bedingt geeignet“, sagt Stäglin: die einstige Truman-Plaza an der Clayallee, den bald aufgegebenen BVG-Betriebshof an der Winfriedstraße und ein ehemaliges Kasernengelände am Dahlemer Weg. Noch sei doch völlig unklar, ob die Beschäftigten ausziehen oder bei einer Sanierung im Hochhaus bleiben sollten, ob das Bürohochhaus saniert oder unsaniert verkauft oder gar abgerissen werden sollte. Vor einer Entscheidung habe es keinen Sinn, sich über fehlende Finanzzusagen zu beklagen, sagt Petra Rohland von der Senatsbehörde für Stadtentwicklung.

Der CDU-Abgeordnete Karl-Georg-Wellmann ist von der Weigerung des Finanzsenators nicht überrascht. Der Parlamentarier sieht Chancen für sein Konzept, sich „möglichst kostenneutral“für das Land Berlin vom „grässlichen Kreisel“ zu trennen. Der Hochhaus-Teil, der dem Miteigentümer Becker & Kries nicht gehöre, sollte verkauft, eventuell gar verschenkt und das Rathaus im ehemaligen US-Hauptquartier an der Zehlendorfer Clayallee eingerichtet werden. Der Senat solle sich endlich beim Bund um das Gebäude bemühen, es eventuell zum symbolischen Preis kaufen.

In den Büros im Kreisel ist die Stimmung gedrückt. „Wir haben täglich mit den Ängsten der Kollegen zu kämpfen“, sagt Martina Kunisch-Karacsacli vom Personalrat. Elf Räume sind im Hochhaus an der Schloßstraße gerade wegen Asbests gesperrt. In vier, fünf Jahren, könnten es ganze Etagen sein. Es sei nicht zu verantworten, wenn in absehbarer Zeit nichts geschehe. Es gebe zwar keine akuten Gesundheitsgefahren, aber im Kreisel sei der Krankenstand höher als sonstwo in den Bezirksstellen.

Christian van Lessen

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