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Berlin: Asien-Pazifik-Wochen: Interview: "Kulturaustausch ist ein Austausch von Seelen"

Lu Quitian ist seit 1997 Botschafter der Volksrepublik China in der Bundesrepublik Deutschland. Er hat in Peking Germanistik und Völkerrecht studiert und war danach Botschafter in Luxemburg und Rumänien.

Lu Quitian ist seit 1997 Botschafter der Volksrepublik China in der Bundesrepublik Deutschland. Er hat in Peking Germanistik und Völkerrecht studiert und war danach Botschafter in Luxemburg und Rumänien.

Herr Botschafter, China ist in diesem Jahr Schwerpunktland der Asien-Pazifik-Wochen in Berin. Was versprechen Sie sich von der Präsentation Ihres Landes?

China legt großen Wert auf die diesjährigen Asien-Pazifik-Wochen in Berlin. Aus China werden hochrangige Persönlichkeiten nach Berlin reisen. Hinzu kommen noch weitere über 500 Chinesen, um an den APW mitzuwirken. Damit ist die Präsenz Chinas in Berlin im September die bisher umfangreichst angelegte Kulturveranstaltung Chinas im Ausland. Deutschland liegt ja weit entfernt von China, die meisten Deutschen sind noch nie in China gewesen. Mit der Präsenz bei den APW möchten wir diese Entfernung verkürzen und ein China zeigen, das die meisten Deutschen noch nicht kennen.

Was erwarten Sie von den Kulturveranstaltungen, was vom übrigen Programm?

Zwischen Ost und West, Asien und Europa bestehen ja Unterschiede. Um sie zu verringern, ist der Kulturaustausch der beste Weg. Der Kulturaustausch ist ein Austausch von Seelen, ist Brücke zum Dialog. Als ein Land mit langjähriger Geschichte verfügt China über reichliche und vielfältige Kulturlandschaften. Mit den Kulturveranstaltungen möchten wir möglichst viele Facetten der chinesischen Kultur zeigen. Zugleich hoffen wir, dass sich Besucher von den Kulturveranstaltungen und anderen Programmen ein Bild verschaffen können, welche Umwandlungen in China in den letzten 20 Jahren stattgefunden haben, nicht nur in der Wirtschaft, sondern beispielsweise auch in der Gesellschaft, in der Bildung, im Rechtswesen, vor allem in den Köpfen der Menschen.

Wie ist der Auftritt Chinas in Berlin im Vergleich zu anderen Metropolen zu sehen?

Bisher haben ähnliche chinesische Kulturveranstaltungen im Ausland stattgefunden, zum Beispiel "Close Look at China" in New York, und die chinesische Kulturwoche in Paris. In Berlin ist es wohl in einigen Punkten anders. Zum einen ist es das erste Mal, dass ein so großes Kulturevent aus China in Deutschland stattfindet. Zum anderen ist es die größte Kulturveranstaltung Chinas im Ausland. Last but not least, in Berlin handelt es sich um ein gemeinsames Projekt zwischen China und Berlin.

Wie denken Sie über die Asien-Pazifik-Wochen im allgemeinen?

Im Zeitalter der Globalisierung werden alle Länder nicht nur wirtschaftlich miteinander verflochten, ihre Kulturen werden auch gegenseitig beeinflusst und befruchtet. Asien und Europa spielen eine wichtige Rolle auf der internationalen Bühne. Aber wegen der unterschiedlichen kulturellen und historischen Hintergründe ist der Unterschied zwischen der Asien-Pazifik-Region und Europa in vielen Bereichen groß. Daher ist es wichtig, gegenseitiges Verstehen zu vertiefen und Austausch zu fördern. Ich finde, die Asien-Pazifik-Wochen Berlin spielen in dieser Hinsicht eine wichtige Rolle und leisten einen großen Beitrag zur Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen der asiatisch-pazifischen Region und Europa.

Wie beurteilen Sie den Dialog Asiens mit Europa, speziell mit Deutschland?

Asien und Europa sind beide Wiegen der Zivilisation der Menschheit, haben zur Entwicklung unserer Menschheit einen bedeutenden Beitrag geleistet. Was die Bevölkerungszahl, BIP und Entwicklungsperspektive betrifft, nehmen Asien und Europa eine herausragende Stellung ein. Zwischen Asien und Europa gibt es keinen direkten Interessenkonflikt. Stattdessen haben beide Seiten politisch viele Gemeinsamkeiten und ökonomisch können sie sich gut ergänzen. Die heutige Welt befindet sich in einer tiefgreifenden Umwandlung. Im neuen Jahrhundert sind alle Länder sowohl mit Chancen als auch mit Risiken konfrontiert. Es ist für Asien und Europa sowohl möglich wie notwendig, ihren Dialog fortzusetzen und die Zusammenarbeit zu intensivieren, im Interesse des Weltfriedens und gemeinsamer Entwicklung. Deutschland ist ein wichtiges Land in Europa. Im Asien-Europa-Dialog kann Deutschland ohne jeden Zweifel eine wichtige Rolle spielen. Mit Freude haben wir festgestellt, dass Deutschland dies auch tut.

Welche Rolle spielt China in diesem Dialog?

China legt großen Wert auf den Dialog Asiens mit Europa. Er findet in verschiedenen Formen statt. Im bilateralen Rahmen führen wir regelmäßig Konsultationen mit vielen europäischen Staaten, einschließlich der Bundesrepublik Deutschland. Zwischen China und der EU finden Dialog und Konsultationen über verschiedene Sachthemen, und auch ein jährliches Gipfeltreffen statt. Und auch im Rahmen von Asem, Asian-European Meeting. China ist sehr engagiert, den Dialog mitzugestalten und zu fördern. Ich nehme Asem als Beispiel, China ist von Anfang an aktiv beteiligt, hat eine neuartige Partnerschaft zwischen Asien und Europa vorgeschlagen und die Asem-Wissenschaftsminister-Konferenz und die Asem-Umweltminister-Konferenz usw. initiiert, um die Kooperation auf diesen Gebieten voranzutreiben.

In einer pluralistischen Gesellschaft wie der deutschen wird es auch kritische Fragen geben. Wie werden Sie diesen Fragen in den zwei Wochen begegnen?

Ich habe Ihre Frage recht gut verstanden. Ich möchte darauf hinweisen, kritische Fragen gibt es nicht nur in Deutschland, auch in China. Der Eindruck, China hätte Angst vor Kritik, ist nicht die Wirklichkeit. In China werden Auseinandersetzungen über Fragen aller Art durchgeführt, sogar mit sehr kritischen Fragen. Sie werden erleben, wie offen wir Chinesen gegenüber kritischen Fragen sind.

Gibt es eine Veranstaltung in diesem Programm, die Ihnen besonders wichtig ist?

Für mich sind zwei Ausstellungen besonders wichtig: zum einen die über 1000 Jahre alten buddhistischen Skulpturen, sie sind erst in den 90er Jahren ausgegraben worden und wurden als archäologische Sensation gefeiert. Sie sind zum ersten Mal außerhalb Chinas zu sehen. Zum anderen ist es die Ausstellung "Zeitgenössische Kunst aus China". Da kann man sehen, wie chinesische Künstler bei ihrem Schaffen versuchen, den chinesischen traditionellen Stil mit modernen Ausdrucksformen zu verbinden.

Welche Rolle spielt Berlin im Bewusstsein der chinesischen Öffentlichkeit?

Vor allem ist Berlin eine der berühmtesten Metropolen der Welt, eine Kulturstadt und ein Medienstandort. Nach dem Kriegsende war Berlin ein Symbol der Spaltung zwischen Ost und West, heute ein Symbol der Vereinigung. Mit dem Umzug der Bundesregierung und des Bundestages hierher spielt Berlin eine neue und immer wichtigere Rolle. Berlin ist jetzt die größte Baustelle in Deutschland und Europa, eine Stadt mit großen Zukunftsperspektiven.

Könnten Sie sich eine Veranstaltung wie diese auch in China vorstellen?

Ich denke ja. Mit Deutschland hat China enge kulturelle Kontakte. Schon seit 1979 gibt es Kulturabkommen beider Länder. Ich begrüße die Verstärkung des Kulturaustausches zwischen China und Deutschland und würde gerne sehen, dass sich Deutschland in China in größerem Rahmen präsentiert.

Herr Botschafter[China ist in diesem Jahr Schwerp]

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