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Berlin: „Ates hat das Handtuch geworfen“

Wie die Hürriyet über den Rückzug berichtete

uf deutscher Seite ist die türkischstämmige Rechtsanwältin Seyran Ates zur Frauenrechtlerin und Frau der Jahres 2005 erklärt worden. Auf türkischer Seite ist sie die Nestbeschmutzerin. „Sie wird nicht mehr als Anwältin arbeiten: Ates hat das Handtuch geworfen“, schrieb die „Hürriyet“ am Wochenende. Unter der Zwischenüberschrift „Sie sucht jetzt Arbeit“ zitierte die Zeitung aus der Internetseite der Anwältin folgendes: „Selbstverständlich werde ich weiterhin für Vorträge, Podiumsdiskussionen und Interviews zur Verfügung stehen.“

Die türkische Tageszeitung startete im März 2005 unter der Überschrift „Diese Anwältin ist irre geworden“ eine Kampagne gegen Ates, als diese im Interview mit der „taz“ türkische Männer kritisierte und so Türken gegen sie aufbrachte. Ates sagte darin: „Viele Mädchen müssen sich auf Analverkehr mit Jungs einlassen – weil dies die beste Verhütungsmethode ist.“ Und: „Die Frauen sind Sklavinnen auf dem muslimischen Heiratsmarkt“. Hürriyet warf ihr vor, zu verallgemeinern.

Danach folgte eine Kampagne nicht nur gegen Seyran Ates, sondern auch gegen die Buchautorin Serap Cileli, die mit ihrer Biografie („Wir sind Eure Töchter, nicht Eure Ehre“) bekannt wurde. „Sie hat uns alle zu Schlägern erklärt“, titelte die Zeitung damals. Cileli hatte gesagt, dass „90 Prozent der türkischen Männer“ ihre Frauen verprügelten.

Am Sonnabend schrieb die Hürriyet aber erstmals, dass auf Seyran Ates vor über zwanzig Jahren ein Attentat verübt wurde. Die Zeitung beschrieb zudem detailliert den letzten Fall einer Bedrohung, weswegen die Anwältin jetzt aufgibt. In einem Text-Kasten hieß es: „Nachdem sie erfolgreich ihr zweites Staatsexamen abgelegt hatte, begann sie im Jahre 1997 mit ihrer Tätigkeit als Anwältin.“

Über Serap Cileli erschien am 22. August ein Bericht. Die Hürriyet zitierte darin die Buchautorin, die mit 12 Jahren zwangsverheiratet wurde, in seriösem Nachrichtenton. „Jährlich werden in der Türkei 200 bis 300 Frauen Opfer von Ehrenmorden.“

Suzan Gülfirat

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