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Berlin: Aubis-Manager setzt auf Berufung

Zwei Prozesse laufen derzeit gegen Klaus Wienhold. Er gilt als eine Schlüsselfigur des Bankenskandals

Die Termine für die Prozesse gegen die Manager der Immobilienfirma Aubis sind fein aufeinander abgestimmt: Donnerstags wird Klaus Wienhold seit inzwischen einem Jahr im Saal 618 erwartet, freitags künftig im Saal 142 des Berliner Landgerichts. Dort begann gestern ein Berufungsprozess gegen den Aubis-Manager. Es geht in dem Verfahren um falsche Betriebskostenabrechnungen. In der ersten Instanz waren der Immobilienmanager und seine Lebensgefährtin – einst Geschäftsführerin einer Aubis-Tochter – zu Geldstrafen verurteilt worden. Wienhold sollte 50 000 Euro zahlen, die Frau 9000 Euro. Beide wollen in der zweiten Instanz nun einen Freispruch erreichen. Die Staatsanwaltschaft dagegen strebt eine härtere Bestrafung an.

Alles auf Anfang, heißt es jetzt. Doch zwei Neuigkeiten gab es doch am ersten Tag der zweiten Runde: Der 55-jährige Klaus Wienhold ist umgezogen – von Berlin Westend nach Tegernsee in Bayern. Und der Platz der mitangeklagten Bankkauffrau blieb leer. Aus einem vorgelegten ärztlichen Attest ging hervor, dass sie aus gesundheitlichen Gründen nicht am Prozess im Moabiter Kriminalgericht teilnehmen könne. Die Verhandlungsfähigkeit der Frau soll nun von einer Gerichtsmedizinerin geprüft werden.

Die Geschäfte der Immobilienfirma Aubis mit der Bankgesellschaftstochter Berlin Hyp hatten 2001 die Bankenaffäre ausgelöst. Im Berufungsverfahren aber spielt der Skandal keine Rolle. Die Staatsanwaltschaft wirft Wienhold, der Frau und einem früheren Mitarbeiter der Unternehmensgruppe Betrug vor. Sie sollen Ende der neunziger Jahre falsche Betriebskostenabrechnungen erstellt und somit tausende Mieter von Plattenbauwohnungen in den neuen Bundesländern um insgesamt rund 90 000 Euro geprellt haben. Von einem Gebäudeversicherer erstattete Gelder seien nicht an die Mieter geflossen, obwohl sie diesen zugestanden hätten.

Die Betrugs-Vorwürfe hatte Wienhold im ersten Prozess vor dem Amtsgericht vehement bestritten: „Ich bin ohne Fehl und Tadel durchs Leben gegangen.“ Im Berufungsverfahren wird er sich voraussichtlich in einer Woche äußern – einen Tag nach einem weiteren Termin im Saal 618. Dort sitzt in einem weiteren Prozess sein Aubis-Geschäftspartner Christian Neuling mit auf der Anklagebank. Die beiden Manager, die als Schlüsselfiguren im Bankenskandal gelten, sollen mit dem Leipziger Wärmelieferanten Elpag durch überhöhte Heizpreise Millionen erschwindelt haben – was sie bestreiten. Wienhold wird wohl viele Wochen zwischen Berlin und Tegernsee pendeln müssen: Beide Prozesse sind derzeit bis zum 18. Juli terminiert.

Kerstin Gehrke

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