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Berlin: Auch das Beten will gelernt sein Christen und Buddhisten gemeinsam in der Kreuzberger Emmaus-Kirche

Wer zum ersten Mal einen Gottesdienst in der EmmausKirche am Lausitzer Platz besucht, wird sich wundern: Der Altar steht in der Mitte des Raums, die meist jungen Gemeindemitglieder sitzen hufeisenförmig darum. Und dann gibt es da den „Kerzenbaum“, einen hüfthohen Metallständer, auf dem die Gläubigen während des Gottesdienstes Kerzen anzünden können.

Wer zum ersten Mal einen Gottesdienst in der EmmausKirche am Lausitzer Platz besucht, wird sich wundern: Der Altar steht in der Mitte des Raums, die meist jungen Gemeindemitglieder sitzen hufeisenförmig darum. Und dann gibt es da den „Kerzenbaum“, einen hüfthohen Metallständer, auf dem die Gläubigen während des Gottesdienstes Kerzen anzünden können. Für die kranke Mutter, für das ungeborene Baby, für die Hungernden in Afrika.

Einmal im Jahr verläuft der Gottesdienst aber noch viel ungewöhnlicher als sonst – dann lädt Pfarrer Jörg Machel Kreuzberger Buddhisten in seine Kirche ein, „nicht um sich zu vermischen, sondern um voneinander zu lernen.“ Das Thema heute: Richtig beten. Pfarrer Machel macht für die Christen den Anfang. Jesus selbst habe eine Anleitung gegeben, richtig zu beten – nämlich im stillen „Kämmerlein“ und nicht bloß, um „von den Leuten gesehen“ zu werden (Matthäus 6). Vor allem müsse nicht immer alles ausgesprochen werden, sagt Machel. Um Gott zu erreichen, bedürfe es weder großer noch vieler Worte: „Jesus wollte uns von der Sucht des Plapperns befreien.“

Im Buddhismus sei das ganz ähnlich, sagt Wilfried Reuter vom Buddhistischen Zentrum in der Wrangelstraße. Auch hier gehe es darum, in sich zu kehren und innere Ruhe zu erlangen. Das Loslösen vom Vordergründigen nennt Reuter als Ziel, Buddhisten suchten „die äußere Stille hinter den Geräuschen und die innere Stille hinter den Gedanken“. Schließlich habe ja schon Laotse gewusst: „Wer inne hält, erhält inneren Halt.“ Bei so vielen Gemeinsamkeiten fragen sich einige der 60 Gottesdienstbesucher, ob und worin sich die beiden Weltreligionen denn überhaupt unterscheiden. Klar gebe es gewisse Unterschiede in der Ausübung des Glaubens, sagt Wilfried Reuter, und vergleicht das Ganze mit dem Bergsteigen: Am Fuße des Berges gehen alle noch verschiedene Pfade, doch nach oben hin verengt sich der Berg und die Pfade rücken näher zusammen – und letztlich kommen alle am selben Gipfel an. sle

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