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Berlin: Auch komfortable Haft bleibt eine Haft

Eine Zelle mit "nur" zwölf Häftlingen und ein Gefängnisdirektor, der Deutsch kann: Von den Haftbedingungen für Andrea Rohloff, der in der Türkei als Drogenkurierin verurteilten Berlinerin, können viele andere Strafgefangene in der Türkei nur träumen. Im August wurde die 18-Jährige aus dem westtürkischen Izmir ins Gefängnis Bilecik bei Bursa im Nordwesten der Türkei verlegt.

Eine Zelle mit "nur" zwölf Häftlingen und ein Gefängnisdirektor, der Deutsch kann: Von den Haftbedingungen für Andrea Rohloff, der in der Türkei als Drogenkurierin verurteilten Berlinerin, können viele andere Strafgefangene in der Türkei nur träumen. Im August wurde die 18-Jährige aus dem westtürkischen Izmir ins Gefängnis Bilecik bei Bursa im Nordwesten der Türkei verlegt. "Da gibt es viele Ausländer, und die hygienischen Bedingungen sind auch besser als in Izmir", sagt Rohloffs Anwalt Ülkü Caner. Die relativ guten Haftbedingungen für die Berlinerin sind aber nur ein schwacher Trost, denn ihre Hoffnungen auf eine baldige Freilassung haben sich zerschlagen. Zehn Monate nach ihrer Festnahme unterlag Rohloff jetzt vor dem Obersten Berufungsgericht der Türkei mit einem Einspruch gegen ihre Haftstrafe. Anwalt Caner will deshalb nun versuchen, die baldige Verlegung seiner Mandantin in ein deutsches Gefängnis zu erreichen.

Zum Thema Newsticker: Aktuelle Meldungen aus Berlin und Brandenburg Während eines Türkei-Urlaubs mit einer Freundin war Rohloff im Januar am Flughafen von Izmir bei einer Sicherheitskontrolle mit sechs Kilogramm Heroin im Reisegepäck festgenommen worden. Vor Gericht beteuerte die junge Frau, sie habe nichts von dem Rauschgift gewusst. Rohloff beschuldigte ihre Freundin, die seitdem untergetaucht ist, sie als unwissende Drogenkurierin eingespannt zu haben. Im Mai wurde Rohloff wegen Drogenschmuggels und Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Aus dem Buca-Gefängnis bei Izmir, wo sie in einem Schlafsaal mit 40 bis 50 Frauen untergebracht war, verlegten die Behörden die Berlinerin im Sommer nach Bursa. Einmal pro Woche kann Andrea nun mit ihren Eltern telefonieren; auch ihre Zellengenossinnen sind allesamt Ausländerinnen.

Caner sagte, er hoffe, dass Andrea nur noch "einige Monate" in türkischer Haft bleiben müsse und dann nach Deutschland gebracht werde, wie es auch die Familie der jungen Frau wünsche. In der Türkei ist es üblich, dass Strafgefangene bei guter Führung nach etwa 40 Prozent der Haftstrafe entlassen werden; bei Rohloff würde dies bedeuten, dass sie in knapp zwei Jahren frei wäre. Wenn die türkischen und die deutschen Behörden zustimmen, wird sie den Großteil dieser verbleibenden Haftzeit in einer deutschen Vollzugsanstalt absitzen können.

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