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Audiotour Nummer 4: Tegels Nizza: Die Greenwich-Promenade

Berlin ist am Tegeler See ganz anders – und es wird noch ganz anders. Die Greenwich-Promenade hat südliches Flair.

Am Sonntagmittag geht’s los. Dann beginnt zur Sommerzeit immer die ganz große Stunde der Tegeler Greenwich-Promenade. Dann sind Tausende von Berlinern, dann ist mindestens halb Reinickendorf auf den Beinen, um hier unter dichten Platanen wie auf einer Allee hin- und herzuflanieren, auf Ausflugsschiffe zu schauen oder die verwöhnte Vogelwelt zu füttern. Die Bänke hier sind schnell besetzt. Ein Hafen mit Kurpark-Atmosphäre. Eine Promenade, wirklich zum Promenieren. Sie wirkt südlich. Greenwich? Ach was: eher Cannes oder Nizza, Lindau, Konstanz in Berlin.

Berlin ist am Tegeler See ganz anders – und es wird noch ganz anders. Zäune sind gezogen, auf der Promenade tut sich was. Bald sollen neben Ausflugspötten richtige Flusskreuzfahrtschiffe anlegen, mit Touristen, die an Land gehen, um Berlin kennenzulernen und Geld hierzulassen. Die Havel-Queen sieht fast schon aus wie ein Kreuzfahrtschiff. Aber sie fährt lieber nur nach Niederneuendorf.

Es gibt ein Bauschild mit Zeichnungen. Sie zeigen Spaziergänger auf einer etwas anderen Promenade. Der Bezirk und das Landschaftsarchitekturbüro Stefan Wallmann stellen vor, wie der 750 Meter lange Uferweg mit den acht Anlegern noch in diesemJahr aussehen soll.

Es hat sich schon was getan. Es ist heller rund um die rote Greenwich-Telefonzelle geworden, das Wahrzeichen der Promenade. Dichte Hecken am Hauptzugang sind weg, stellenweise sieht es noch krautig aus. Aber es wird richtig blumig, mit Rosenbeeten und einem Touristik-Informationszentrum. Die Sicht auf den See ist schon jetzt besser, er glitzert bis in die Straße Alt-Tegel. DerPromandenvorplatz wirkt größer und darf sich Piazza nennen. Beton-Blumenkübel sind auch passé. Sie strahlten den verblassenen Charme der sechziger Jahre aus, wie es Neubauten ringsum tapfer weiter tun.

Aber der Höhepunkt des Projekts wird der Anleger für die Kreuzfahrtschiffe sein, 60 Meter in den Tegeler See ragend. Im Bezirk rechnet man mit rund 150 Schiffen im Jahr und einem Touristenboom für den Tegeler Ortskern.

Pläne für eine Seebrücke dieser Art gab es schon vor sechs Jahren, 120 Meter sollte sie lang sein, doch es fand sich kein Investor, um das zu finanzieren. Bund, Land Berlin und Bezirk stellen nun 1,12 Millionen Euro für den Umbau der Promenade samt Anleger bereit.

Die Nordberliner lieben ihre Greenwich-Promenade, die nun aufpoliert wird. Sie lieben das Südliche an ihr, den Blick auf den weiten Tegeler See, die martimite Atmosphäre, zu der auch eine Hafenbar gehört, in der es natürlich auch eine Fischsuppe gibt. Und sie sind gespannt, wie und ob das mit den großen Kreuzfahrtschiffen klappen wird.

Sie lieben an der Promenade auch die rote Telefonzelle, fast schon ein Wahrzeichen und das Geschenk der Partnerstadt bei London – und sie lieben den roten Feuermelder. Beide stehen wie Plisch und Plum auf der Promenade, die vielen so vertraut ist. Vor allem sonntags, bei schönem Wetter. Christian van Lessen

Christian van Lessen

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