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Ist da jemand? Auf den allermeisten U-Bahnhöfen gibt es kein Personal der BVG.

© Kai-Uwe Heinrich

Sicherheit im Nahverkehr: Auf Berlins U-Bahnhöfen gibt es kaum BVG-Personal

Nur auf einigen U-Bahnhöfen ist überhaupt BVG-Personal unterwegs. Zumindest dieses Modellprojekt wird jetzt aber verlängert - und zwar "bis auf weiteres".

Die BVG setzt ihr Projekt „Personal auf U-Bahnhöfen“ fort – zumindest „bis auf Weiteres“. Seit dem vergangenen Jahr sind auf ausgewählten Stationen wieder ständig Mitarbeiter präsent – zum ersten Mal seit dem Abzug der Abfertiger in den neunziger Jahren. Zunächst saßen oder standen die Mitarbeiter an Ständen mit Informationsmaterial. Dort waren sie allerdings oft schwer zu finden, vor allem auf unübersichtlichen Stationen. Jetzt laufen die BVGer in Dienstkleidung über die Bahnsteige oder durch die anderen Bahnhofsbereiche, immer als Doppelstreife von 6 Uhr bis 22 Uhr. Sie sollen nicht nur präsent sein, sondern auch Fragen beantworten. Und die gibt es reichlich.

Von den 173 Stationen sind allerdings nur zehn in das Projekt aufgenommen worden: Frankfurter Allee, Friedrichstraße, Kaiserdamm, Potsdamer Platz, Rathaus Steglitz, Rudow, Schönhauser Allee, Walther-Schreiber-Platz, Wilmersdorfer Straße und Wittenbergplatz. Ursprünglich war vorgesehen, 21 Bahnhöfe mit Personal zu besetzen.

Auf 80 U-Bahnhöfen soll es 800 moderne Kameras geben

Drei Stationen im Netz der BVG werden seit diesem Jahr intensiv von BVG und Polizei mit Videokameras überwacht: Kottbusser Tor, Alexanderplatz und Zoologischer Garten. In der Sicherheitsleitstelle der BVG sitzt ständig ein Polizist, der auf Monitoren die Bilder der drei Bahnhöfe beobachtet. Alle drei Stationen gelten als besonders kriminalitätsbelastet, alle drei sind besonders verwinkelt und haben mehrere Ebenen und Linien. Insgesamt wurden dort 200 Kameras installiert, die jeden Winkel erfassen. Erkennt der Polizist eine Straftat, kann er sofort die Leitstelle der Polizei informieren. Wie berichtet, darf die Polizei nicht grundsätzlich alle Monitore in der Leitstelle der BVG betrachten, dies verstößt gegen den Datenschutz. Insgesamt soll es bei der BVG auf etwa 80 U-Bahnhöfen etwa 800 moderne Kameras geben, die geschwenkt und gezoomt werden können. Einfache Kameras gibt es auf allen Stationen. Diese Bilder dürfen von der Polizei nicht live angesehen werden. Die Aufzeichnungen können aber von der Polizei nach Straftaten angefordert werden.

Bei der BVG gab es 2868 Gewalttaten im Jahr 2013, aufgeklärt wurden genau 1172 Taten, teilte die Innenverwaltung mit. Inwieweit allein die Kameras zur Aufklärung beitrugen, wird statistisch nicht erfasst – und auch nicht, ob es moderne Kameras waren. An eine Rückkehr von stets präsenten Mitarbeitern auf alle Stationen ist aber nicht zu denken. Die Personalkosten würden erheblich steigen und das Budget der BVG sprengen. Derzeit setzt das Unternehmen vornehmlich Mitarbeiter ein, die ihre ursprüngliche Aufgabe – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr wahrnehmen können; seien es Fahrer oder Gleisbauer, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Da die BVG auch diese Mitarbeiter nicht entlasse, suche man für sie andere Aufgaben. In der Vergangenheit wurden sie häufig als Boten oder Pförtner beschäftigt. Doch moderne Technik macht Botengänge weitgehend überflüssig, und durch die Konzentration auf weniger Dienststellen braucht das Unternehmen weniger Pförtner.

Fahrgäste wünschen sich Ansprechpartner auf den Bahnhöfen

Ansprechpartner auf den Bahnhöfen stehen auf der Wunschliste von Fahrgästen zwar weit oben, doch die Verkehrsbetriebe kommen dem nicht nach. Auch die S-Bahn stellt ihr Abfertigungssystem derzeit um und zieht die heute noch präsenten Abfertiger bis Ende 2015 von den Bahnsteigen ab. Nur auf 21 sogenannten Stammbahnhöfen wird es noch Personal geben. Das sitzt aber in der Regel abgeschirmt in einem Raum, aus dem die anderen Bahnhöfe per Kamera überwacht werden. Dafür soll es mobile Streifen geben, die auf allen Bahnhöfen unterwegs sein werden. Auch bei der BVG gibt es solche Streifen. Die auf den zehn Bahnhöfen eingesetzten Mitarbeiter gehören nicht zum Sicherheitspersonal. Dass diese Mitarbeiter nicht immer zu sehen sind, liege daran, dass sie bei Großveranstaltungen in der Stadt teils andere Aufgaben übernehmen müssten, sagte Reetz – wie an diesem Wochenende beim Christopher Street Day. Aber sonst seien sie da.

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