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Das Bier von hier. Susanne Adam (rechts) und Anne Tischer in der Schankhalle des „Pfefferbräu“.

© Doris Spiekermann-Klaas

Berlin-Prenzlauer Berg: Auf dem Pfefferberg wird wieder Bier gebraut

Die historische Schankhalle wurde reaktiviert. Dort, wo bis 1921 ein Bayer eine Brauerei führte, wird nun wieder ausgeschenkt.

Pfefferbräu? Nie getrunken, jedenfalls nicht in den vergangenen 92 Jahren. Nicht in Prenzlauer Berg und nicht im Rest von Berlin. Gab es einfach nicht, seit die im Jahr 1841 von einem Bayern namens Joseph Pfeffer auf dem heutigen Pfefferberg-Areal gegründete Brauerei dieses Namens 1921 dichtgemacht wurde. Acht Jahrzehnte hatte sie die Berliner mit selbst gebrautem Bier und guter Küche erfreut, doch das Sinken des Bierkonsums nach dem Ersten Weltkrieg machte ihr den Garaus. Schultheiss kaufte den Laden und schloss ihn umgehend. Nix Pfefferbräu.

Seit kurzem aber ist die traditionsreiche, weitgehend vergessene Marke wieder da. In der alten Schankhalle mit der darunterliegenden Brauerei wird wieder gebraut, gezapft und serviert – eine neue Trink- und Futterstelle für die Besucher des Pfefferbergs, und nicht nur für sie. Das alte Gebäude wurde damit seiner eigentlichen Bestimmung wieder zugeführt.

Man hatte damit alles Mögliche angestellt: „Mal wurden dort Schweine gezüchtet, mal wurde Schokolade hergestellt, und in der DDR hat man das Haus einfach als Druckerei genutzt“, erzählt Susanne Adam. Sie und ihre Kollegin Anne Tischer arbeiten für Via, einen gemeinnützigen Verein, der sich für die Integration von Pflegebedürftigen und Behinderten einsetzt und den Ort des Bieres mit viel Engagement reaktiviert hat. „Wir wollen die Geschichte der Schankhalle wiederbeleben und an ihre Schließung anknüpfen.“ Dabei haben sie versucht, so viele Originalelemente wie möglich zu restaurieren und die alte Patina des Gebäudes zu erhalten. „An der Decke wurde der verbliebene Stuck freigelegt, ein Großteil der Ziegel und Stahlträger stammt aus der alten Halle“, berichtet Adam stolz. Einiges konnte allerdings nicht wiederverwendet werden. So stammen die im Eingang liegenden Steinplatten zwar auch aus den zwanziger Jahren, wurden jedoch in Charlottenburg ausgegraben. „Um die Platten zu finden, mussten wir quer durch Berlin reisen“, erzählt Adam. „Unsere größten Schmuckstücke sind jedoch die Tische und der Schanktresen. Sie bestehen aus alten Hölzern und Stahlelementen. Damit ist jedes Stück ein Unikat und erzählt seine eigene Geschichte.“

Die alte Schank- und Braugeschichte soll jedoch nicht nur wiederbelebt, sondern auch fortgeschrieben werden. „Wir wollen den Standort Berlin-Brandenburg betonen“, sagt Koch Henning Brauer. „Die Menüs folgen somit den Ansprüchen der Saison, und die Produkte stammen aus der Region. Ein ,fine dining’ wollen wir nicht. Das würde einfach nicht zum Ort passen.“ In der Schankhalle soll es also bodenständig zugehen.

So will es auch Braumeister Thorsten Schoppe. „Gerade jetzt im Herbst muss nicht nur der Alkoholgehalt des Bieres steigen, sondern auch der Fettgehalt des Essens“, sagt er und grinst. Sechs verschiedene Biersorten will er in Zukunft anbieten. Zum Start experimentiert er aber lieber nicht, sondern bleibt bei den klassischen Sorten. „Da gibt es ein helles Hopfen und ein dunkles Malz“, verkündet er. Schoppe will zurück zum ursprünglichen Geschmackskern. „Früher war ein Pils mal bitter“, erzählt er. „In den letzten Jahre ist es jedoch immer milder und flacher geworden.“ Seiner Meinung nach wissen die meisten Leute deshalb gar nicht mehr, wie ein ordentliches Pils eigentlich schmeckt. Das lässt sich ändern.

Pfefferbräu, Schönhauser Allee 176, Di – Sa ab 17.30 Uhr (So und Mo geschlossen)

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