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Berlin: Auf dem Weg in ein neues Leben

So wurden die 570 000 Euro Spenden der Tagesspiegel-Leser für Tsunami-Opfer in Sri Lanka verwendet

Berlin/Colombo - Es ist eine in der Geschichte des Tagesspiegels einzigartige Spendenaktion. Noch nie haben Leser auf einmal so viel Geld gegeben, noch nie wagte sich die Zeitung bei einer Hilfsaktion auf so sensibles Terrain. Rund 570 000 Euro überwiesen die Leser nach dem Tsunami Ende 2004 auf das Konto des Spendenvereins dieser Zeitung. Mit der Deutschen Welthungerhilfe (DWHH) starteten wir die Hilfsaktion „Ein Dach über dem Kopf“. Es war eine klare Entscheidung, die der aus vielen Abteilungen des Verlags bestehende Spendenverein getroffen hatte: Wir wollten nach der Katastrophe vom 26. Dezember 2004 den Ärmsten der Armen helfen, und zwar dort, wo die Not am größten war: im Norden von Sri Lanka, im Tamilengebiet, wo die Zivilbevölkerung bereits Jahrzehnte unter dem Bürgerkrieg litt. Nach vier Jahren Frieden gibt es seit Ende 2006 leider wieder vereinzelt Kämpfe und Terroranschläge.

Der Tagesspiegel entschied sich für die Kooperation mit einer der größten und erfahrensten Entwicklungshilfeorganisationen Deutschlands, der DWHH, weil diese im Land mit einem einheimischen Partner, der Sewalanka Foundation, zusammenarbeitet. Diese kennt die Verhältnisse vor Ort – und kooperiert sowohl mit Tamilenverbänden als auch mit Vertretern der staatlichen singhalesischen Regierung. Wir verteilten das Geld auf mehrere Projekte und Regionen, um vielerorts zu helfen – und das Risiko zu verteilen. Diese Taktik hat sich bewährt. Wegen des Bürgerkriegs müssen zwar auch „German Agro Action“, wie die Welthungerhilfe in Sri Lanka genannt wird, und Sewalanka derzeit wie alle anderen internationalen Organisationen Hilfsaktionen einfrieren oder umdisponieren. Doch der von der Naturkatastrophe betroffenen Zivilbevölkerung wurde effektiv geholfen. „Ohne die enorme finanzielle, aber auch redaktionelle Unterstützung des Tagesspiegels hätte die Welthungerhilfe die Projekte nicht in dem Umfang durchführen können“, heißt es in einem Dankesschreiben aus Bonn. Hier die Bilanz im Detail:

Die Notunterkünfte. Mit 125 000 Euro wurden im „Wanni“, der Tamilenregion im Norden, an der Nordostküste 401 Übergangshäuser gebaut. Als der Tagesspiegel das Notdorf Silawattai besuchte, war die Dankbarkeit der Menschen groß. In der Region Trincomalee zwischen Tamilen- und Regierungsgebiet entstanden für den gleichen Betrag 201 „Temporary Shelters“. Einige wenige wurden leider bei Kämpfen zerstört. Mit 115 000 Euro wurden 21 dauerhafte Wohnhäuser in Thithakkarai im Nordosten gebaut.

Die Hochseeboote.
Ziel der Aktion war es auch, eine konkurrenzfähige Fischerei zu fördern. 100 000 Euro wurden bereitgestellt; 66 000 Euro kostet ein Boot mit Netz plus technischer Ausstattung. Die Kleinfischer wurden in Navigation und erster Hilfe geschult. Vier Boote der DWHH wurden auf Wunsch der jeweiligen Fischereikooperativen in Absprache mit den örtlichen Behörden und den militärischen Vertretern nach Trincomalee transportiert. Dort liegen sie bis auf Weiteres im Hafen unter Regierungskontrolle, damit sie nicht womöglich von den tamilischen Rebellen für den Kampfeinsatz beschlagnahmt werden. Ein fünftes Boot liegt in Colombo vor Anker.

Das Berufsbildungszentrum. Mit weiteren 100 000 Euro sollte ebenfalls in „Trinco“ ein Berufbildungszentrum entstehen. Das Projekt musste Ende vergangenen Jahres vorläufig eingestellt werden, da die Sicherheit der Bauleute nicht mehr gewährleistet werden konnte. Sobald sich die Lage stabilisiert, geht es weiter, versichert die Welthungerhilfe.

Annette Kögel

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