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Berlin: Auf die Zerstörung folgt Hoffnung

SONNTAGS UM ZEHN Vor der Kirche erinnerte gestern Vormittag noch eine vergessene Kehrschaufel und ein Besen an den Putzeinsatz Tags zuvor, bei dem 30 junge Leute in der Marienkirche in Mitte klar Schiff gemacht hatten. Die Hilfsaktion des „Vereins zur Kunst-und Kulturförderung in den neuen Ländern“ (siehe Artikel oben) war am Wochenende nicht das einzig Gute, was dem ältesten erhaltenem Gotteshaus Berlins widerfuhr.

SONNTAGS UM ZEHN

Vor der Kirche erinnerte gestern Vormittag noch eine vergessene Kehrschaufel und ein Besen an den Putzeinsatz Tags zuvor, bei dem 30 junge Leute in der Marienkirche in Mitte klar Schiff gemacht hatten. Die Hilfsaktion des „Vereins zur Kunst-und Kulturförderung in den neuen Ländern“ (siehe Artikel oben) war am Wochenende nicht das einzig Gute, was dem ältesten erhaltenem Gotteshaus Berlins widerfuhr. Wie viel am Sonnabend das Benefiz-Konzert mit Jocelyn B. Smith zugunsten seiner Kirche genau eingebracht hatte, wusste gestern Pfarrer Gregor Hohberg noch nicht, aber „ordentlich“ sei es gewesen, sagte der im Amt von St. Marien und auch sonst noch junge Mann.

Die Glocken von St. Marien hatten eine bunte Gemeinde aus Ansässigen, Touristen und einfach nur Neugierigen zum Gottesdienst gerufen. Alte Damen winkten sich grüßend im Kirchenschiff zu, aus dem die tagelange Hitze die sonst übliche Kühle vertrieben hatte. Vorn am Altar leuchteten Sonnenblumen mit all der Blattgoldpracht drum herum um die Wette.

Vor der mehr zufälligen als homogenen Gemeinde stellte der Pfarrer unter den pausbäckigen Engeln über der Predigerkanzel von Andreas Schlüter das Gotteshaus als Abbild des himmlischen Jerusalems dar. Seine Predigt würdigte den so genannten Israelsonntag – das ist der zehnte Sonntag nach Trinitatis, an dem der Zerstörung Jerusalems um 586 vor Christi gedacht wird. Über die Vorstellung, die sich Christen zu allen Zeiten von ihrem Gott machten, sprach Hohberg. Das biblische Gottesbild habe stets zwei Seiten: Ferne und Nähe, Strafe und Mitleid. Trotz der Zerstörung Jerusalems gehe deshalb von dort Hoffnung aus – „unsere Kirchen bewahren die Antwort“. Das Haus Gottes „weckt die Sehnsucht nach dem himmlischen Jerusalem“. Da passte zum Ende des Gottesdienstes der Dank des Pfarrers an die jungen Helfer für Marien. Setzten diese doch das Psalmengebet „Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Haus, als wohnen in der Gottlosen Hütten“ mit Besen und Schaufel in die Tat um. Heidemarie Mazuhn

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