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Berlin: Auf zu Herrn Ribbeck

Bei den „48 Stunden Havelland“ lassen sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten per Shuttle-Bus erkunden Viele Orte laden mit Führungen, Konzerten und Märkten zum Besuch ein

Ein märchenhaftes Schloss, eine Kirche mit Legenden und Geheimnissen, ein Park und eine Straße zum Flanieren, ein Kinderbauernhof und obendrein gleich mehrere Einkehrmöglichkeiten mit Niveau: Da kommen Ausflügler im Havelland ins Staunen. Mit Ribbeck und Paretz lohnen gleich zwei Orte vor der westlichen Berliner Stadtgrenze den Besuch. Am kommenden Wochenende stellen sich die beiden Dörfer auf viele Gäste ein. Aber nicht nur sie: Bei den erstmals veranstalteten „48 Stunden Havelland“ laden zahlreiche Orte und Sehenswürdigkeiten mit besonderen Aktionen ein.

Das Auto kann dabei stehen bleiben. Vom Bahnhof Nauen aus rollen Busse auf einem Rundkurs mit neun Stationen durch die Landschaft. „An einem Tag lassen sich gleich mehrere Ziele entdecken“, sagt Katja Brunow vom Tourismusverband Havelland, der die Touren zusammen mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg vorbereitet hat. „An den einzelnen Stationen gibt es Führungen, Kulturprogramme oder auch Verkaufsstände für ländliche Produkte und Handwerkskunst.“ Am Startpunkt in Nauen kann man beispielsweise die Schaukäserei und den Wildobstgarten im Freizeitzentrum Paaren/Glien besuchen. Außerdem lassen sich von dort aus das Olympische Dorf von 1936 in Elstal, das Schaugehege mit Wisenten und Wildpferden in der Döberitzer Heide, der Rangierbahnhof in Wustermark und das Gut „A. Borsig“ in Groß Behnitz besichtigen.

Auch wer sich schon ganz gut auskennt im östlichen Havelland, dürfte noch Neues entdecken. So hat Paretz, das einst von Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise als stiller Sommersitz gegründet wurde, sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Eine, die das bestätigen kann, ist die 64-jährige Helga Breuninger, die aus Stuttgart hierher gezogen ist. Zusammen mit ihrem Ehemann Volker Donath hat sie die „Stiftung Paretz“ ins Leben gerufen. Ein Ergebnis des Engagements ist zum Beispiel die Kulturscheune mit 475 Plätzen. Bis zum vergangenen Jahr hatte hier eine Agrargesellschaft noch ihre Traktoren abgestellt und Getreide gelagert. Für rund eine Million Euro entstand in Sichtweite des nicht zuletzt für seine farbenfrohen Papiertapeten bekannten Schlosses sowie der Kirche ein Schmuckstück, in dem Schüler sogar ein eigenes Café betreiben.

Die direkt an den großen Toren vorbeiführende und an der Havel endende Werderdammstraße hat inzwischen ihr ursprüngliches Aussehen zurückerhalten. Mit Blick auf die restaurierten Häuser bedarf es gar nicht allzu großer Fantasie, um sich in die Zeit vor 200 Jahren zurückzuversetzen. Der Architekt David Gilli hatte damals den Plan für das königliche Musterdorf erarbeitet. Wahrscheinlich fehlte damals aber das Klappern am „Storchenhof“, der mit seinen Angeboten Kinder und Erwachsene gleichermaßen anlockt. Dessen Chef Markus Hipp verrät das nächste große Projekt für Paretz: „Statt eines Hotels planen wir nach altem königlichem Vorbild eine Dorfpension mit 50 Zimmern in privaten Häusern“, sagt der geschäftsführende Vorstand der BMW-Stiftung, den es auch erst vor einigen Jahren nach Paretz verschlagen hatte. „Wir unterstützen die Privatvermieter, garantieren den Gästen einen guten Standard und planen eine zentrale Schlüsselausgabe und Vermarktung.“

So weit ist es im gar nicht weit entfernten Ribbeck noch nicht, obwohl auch hier viele Gäste vergeblich nach einer Übernachtung fragen. Nur das ehemalige Pfarrhaus bietet eine Ferienwohnung, aus der der Blick auf das rege Treiben zwischen dem vor zwei Jahren gründlich sanierten Schloss und der Kirche fällt. Obwohl der an ihrer Seite stehende Birnbaum noch keine Früchte trägt, klicken vor ihm auch am Wochenende wieder die Fotoapparate. Schließlich geht auf ihn Fontanes berühmte Ballade über den „Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ zurück.

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