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Aufatmen in der City-West: Bombe am Breitscheidplatz entschärft

Entwarnung nach dem Bombenfund am Breitscheidplatz: Die Polizei entschärfte den Blindgänger am Donnerstagabend gegen 22.30 Uhr. Zuvor musste die City-West teilweise evakuiert und abgesperrt werden.

Sprengmeister Mathias Rabe hatte am späten Abend dann doch länger zu tun. Er konnte den Zünder der Weltkriegsbombe zwar leicht herausdrehen, musste ihn dann aber kontrolliert sprengen. So gab es erst um 22.30 Uhr Entwarnung in der City-West, eine Viertelstunde später als erwartet. Aber dann strömten die Menschen wieder auf den Breitscheidplatz – und atmeten auf.

Es herrschte Ausnahmezustand am Donnerstagabend in Charlottenburg: Wegen des Fundes der Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg mussten Anwohner, Touristen und Passanten ab 20 Uhr den Sperrkreis rund um die Gedächtniskirche verlassen. Der 100-Kilogramm-Blindgänger russischer Bauart war nach Auskunft des Bauunternehmens „Bayerische Hausbau“ auf dem Areal am Bikini-Haus an der Budapester Straße gegen 7.15 Uhr bei Tiefbauarbeiten gefunden worden.

Den ganzen Tag über planten die Einsatzkräfte den abendlichen Einsatz. Rund 220 Polizisten klingelten an Haustüren, baten Touristen, das Gebiet zu verlassen. Im 250-Meter-Sperrkreis lagen das Europacenter, das Hotel Palace, eine Seniorenresidenz, der Saturn-Elektronikmarkt, Teile des Zoologischen Gartens und des Aquariums. Knapp 100 Anwohner mussten ab 20 Uhr ihre Häuser verlassen, am Breitscheidplatz, der Budapester Straße, in Abschnitten der Tauentzienstraße, am Olof-Palme-Platz.

Die Bombe lag nahe dem früheren Standort des alten blauen Kugelkinos, im dem Studio dort hatte Sabine Christiansen bis Sommer 2007 mehrere Jahre lang ihre sonntägliche Talkshow moderiert. Das kugelförmige Haus war abgerissen und in den Filmpark Babelsberg gebracht worden. Jetzt entstehen auf der Baustelle eine Einkaufspassage, auch gastronomische Betriebe und Büros. Schon am frühen Abend erkundigten sich viele Passanten und Touristen bei den vielen Beamten auf dem Tauentzien-Mittelstreifen nach, was denn hier los sei: ein Blindgänger, lautete die Antwort.

„Wir sind gut vorbereitet“, sagte Saskia Horenburg vom Hotel Palace – das Partnerhaus Schweizerhof und auch das Intercontinental richteten extra Räume für die die Hotelgäste ein. Um die alten und teils pflegebedürftigen Menschen in der Seniorenresidenz an der Budapester Straße kümmerten sich die Ehrenamtlichen vom Deutschen Roten Kreuz, rund 30 Helfer waren schon am frühen Nachmittag im Einsatz. Die Senioren sollten im Bezirksverordnetensaal des Rathauses Wilmersdorf am Fehrbelliner Platz untergebracht werden.

Ganz still wurde es am Breitscheidplatz, als gegen 21 Uhr das Straßenfests „Summer in the City“ geräumt wurde. Die Musik ging aus, die Budenbesitzer schlossen ab. Kristina Citkova vom russischen Imbiss „Zum Zarenhof“ war recht entspannt: „Ich habe keine Angst, aber die Einnahmen gehen uns jetzt durch die Lappen“. Im Saturn-Markt sollte bis 21 Uhr verkauft werden; Hugendubel hatte schon tags ein Schild rausgehängt: „Wegen eines Bombenfundes haben wir seit 18 Uhr geschlossen“. Auch die Souvernirbuden an der Gedächtniskirche waren dicht.

Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz erfuhr auf seiner Reise in Moskau von der Bombe. „Solche Funde hatten wir auch auf dem Zoo-Gelände schon öfter“, sagte er. Doch Raubtier-, Elefanten und Antilopen- sowie Menschenaffenhaus konnte man gestern nicht einfach mal so räumen.

Busse und Bahnen aber schon. Gegen 20.20 Uhr fuhren im Sperrkreis keine Busse mehr, die U-Bahnen 9 und 12 fuhren ab 20.50 Uhr ohne Halt durch den Bahnhof Zoo durch. Die U-Bahnen und auch S -Bahnen der S3, S 5, S 7 sowie S 75 endeten dann ab 21.50 jeweils auf Stationen vor dem Bahnhof Zoo. Auch der Regionalverkehr ruhte. Überall auf den Straßen rotweiße Flatterbänder, nichts ging mehr. Nur das Stachelschweine-Kabarett durfte, bei verkürzter Vorstellung, bis 21.45 Uhr spielen.

Während die Entschärfer arbeiteten, machten sich einige Anwohner Gedanken. Seit Wochen arbeiten schwere Rammen auf der Baustelle, hätte da nicht passieren können? „Auf der Baustelle sind gängige Bohrgeräte im Einsatz“, teilte Sabine Hagn, Sprecherin der Bayerischen Hausbau, dazu mit. „ Diese registrieren sofort, wenn sie auf Widerstände wie Stahlkörper stoßen und ziehen dann automatisch die Bohrkrone nach oben.“ Selbstverständlich sei die Baustelle wie üblich vorab vom Kampfmittel-Räumdienst mit Metalldetektoren abgesucht worden.

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