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Aufklärung des Bankenskandals: "Verfahren ist praktisch erledigt"

Die Berliner Justiz hat bei der Aufklärung des Bankenskandals einen herben Rückschlag erlitten und muss die Verhandlungen aussetzen. Wie jetzt bekannt wurde, war schon im Mai eine weitere Schlüsselfigur für verhandlungsunfähig erklärt worden.

Berlin - Die Verhandlung gegen die beiden früheren Manager der Aubis-Unternehmensgruppe, Christian Neuling und Klaus Hermann Wienhold, wurde ausgesetzt, wie ein Justizsprecher sagte. Der Grund: Nach Wienhold wurde - wie erst jetzt bekannt wurde - im Mai auch sein Ex-Partner Neuling von einer Amtsärztin für verhandlungsunfähig erklärt. Die Verfahrenskosten in Höhe von vermutlich mehreren hunderttausend Euro tragen im Endeffekt die Steuerzahler.

Kaum Zeit und Geld für einen zweiten Durchlauf

Üblicherweise lassen Gerichte in solchen Fällen den Gesundheitszustand der Angeklagten etwa alle sechs Monate überprüfen. Sollten die beiden Ex-Manager allerdings wieder genesen, müsste der gesamte Strafprozess wegen Verdachts auf Betrug und Betrugsversuchs erneut aufgerollt werden. "Dieses Verfahren ist praktisch erledigt. Niemand wird die Kosten und die Zeit für einen zweiten Durchlauf investieren wollen", prophezeit ein hochrangiger Justizmitarbeiter. Damit würden zwei Schlüsselfiguren der Bankenaffäre einem Gerichtsurteil entgehen.

Wienhold und Neuling hatten Anfang der 90er Jahre das Plattenbauunternehmen Aubis gegründet und später mithilfe fragwürdiger Kredite der Bankgesellschaft Berlin in Höhe von rund 600 Millionen Mark rund 16.000 Plattenbauwohnungen gekauft. Die zweifelhaften Kreditvergaben an Aubis flogen auf, als Ende 2001 bekannt wurde, dass der damalige CDU-Fraktionschef Klaus-Rüdiger Landowsky in seinem Vorstandsbüro bei der BerlinHyp von Wienhold eine Parteispende in Höhe von 40.000 Mark entgegengenommen hatte.

Bei daraus resultierenden Ermittlungen erhärtete sich der Verdacht, dass die Aubis-Chefs erhebliche Teile der Kredite in eigene Taschen gelenkt hatten. In dem ausgesetzten Prozess ging es um den Vorwurf, Neuling und Wienhold hätten gemeinsam mit einem Manager des Leipziger Wärmelieferanten Elpag durch überhöhte Heizpreise einen Millionenschwindel zu Lasten der Bank eingefädelt. Der Leipziger Manager wurde inzwischen zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, einer seiner Geschäftspartner kam mit einer Geldstrafe von 20.000 Euro davon. (tso/ddp)

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