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Berlin: Aufs Dach gestiegen

Spandau will auf die Vorplatzüberdachung des Bahnhofs nicht verzichten Jetzt beschäftigt der Streit zwischen Bezirk und Bahn auch die Gerichte

Der Streit um nicht realisierte Planungen der Bahn in Berlin geht weiter: Das Bezirksamt Spandau klagt jetzt vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gegen einen Bescheid des Eisenbahnbundesamtes (EBA). Die Behörde hat der Bahn AG den Verzicht auf die geplante Vorplatzüberdachung des Spandauer Fernbahnhofs genehmigt. Bürgermeister Konrad Birkholz (CDU) sieht damit die Rechte des Bezirks, der das Dach seit Jahren vehement fordert, „erheblich verletzt“.

Der ursprüngliche Plan des Hamburger Architektenbüros von Gerkan, Marg und Partner (GMP) sah ein Glasdach über dem gesamten Vorplatz vor. Doch kurz vor der Eröffnung des Bahnhofs Ende 1998 strich die Bahn aus Kostengründen den Wetterschutz. Doch der war laut Birkholz eine der Voraussetzungen für die Zustimmung des Bezirks. Ohne Vordach sei der Eingangsbereich des Bahnhofs bei Regen oder Schnee extrem nass und rutschig.

Er fühle sich von der Bahn „persönlich hinters Licht geführt und betrogen“, sagte Birkholz. Über ein kleineres Dach könne man reden, nicht aber über einen Verzicht. Für ihn war der Planfeststellungsbeschluss ein Vertrag, den es einzuhalten galt. Als Spandau weiter darauf drängte, beantragte die Deutsche Bahn beim EBA eine Planungsänderung. Der stimmte die Behörde jetzt zu, obwohl sich der Bezirk und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Anhörungsverfahren dagegen ausgesprochen hatten.

Das Dach sei „sicher zweckmäßig“, aber „fachplanerisch nicht zwingend erforderlich“, so das Bundesamt. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass sich der Bahnhof so nicht städtebaulich in die Umgebung einfüge. Anders als beim Berliner Hauptbahnhof, wo man gegen von der Bahn vorgenommene Änderungen klagt, sehen die Architekten in Spandau ihr Gesamtwerk nicht beeinträchtigt, heißt es bei GMP. Die BVG hat den Eingang ihres U-Bahnhofes inzwischen mit einem eigenen Stahldach versehen.

Land und Bezirk hätten bei der Planung auf das für den Betrieb nicht notwendige Dach gedrängt, sich aber nicht an dessen Finanzierung beteiligen wollen, sagt Bahnsprecher Michael Baufeld. Die Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Petra Rohland, bedauerte den Rückzug der Bahn. Doch sei diese nicht zu Infrastrukturmaßnahmen verpflichtet.

Als noch größeres Problem gilt deshalb die Weigerung der Bahn, die Vorplätze des neuen Bahnhofs Südkreuz an der General-Pape-Straße zu gestalten. Für sie hatte es einen gemeinsamen Architektenwettbewerb gegeben. Jetzt wird versucht, in Gesprächen eine Lösung zu finden. Bahnsprecher Baufeld macht wenig Hoffnung auf ein Entgegenkommen. Der Wunsch sei etwas anderes als die Unterschrift unter einer Finanzierungsvereinbarung. „Wer etwas haben will, muss es auch bezahlen. Man kann nicht immer nur mit Fingern auf den zeigen, der sagt, ohne Kohle wird das nichts.“

So ist das Land Berlin auch für die rund 20 Millionen Euro teure Vorplatzgestaltung am neuen Hauptbahnhof zuständig. Im Rahmen der Entwicklungsmaßnahme Parlaments- und Regierungsviertel trägt 64 Prozent der Kosten allerdings der Bund. Annalie Schoen, zuständige Referatsleiterin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, spricht von einem „dezent zurückhaltend gestalteten Platz mit größeren Freiflächen“. Im Süden wird es einen topografisch gestalteten Bereich mit Stufen, im Osten einen Baumhain und längere Bankreihen geben. Im Norden und Süden drohen in der Platzmitte Brachflächen, über deren vorläufige Gestaltung es noch „intensive Abstimmungen“ gibt. Der Eigentümer, die zum Bundeseisenbahnvermögen gehörende Viveco Real Estate GmbH, will hier geplante Bauten erst dann realisieren, wenn es auch Nutzer gibt.

Rainer W. During

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