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Berlin: Aufstand um den 17. Juni

Streit um Fototafeln am früheren DDR-Haus der Ministerien: Bundesvermögensamt klagt, weil die Bilder ohne Genehmigung hängen

Zwei Wochen waren vereinbart, doch jetzt ist schon ein Jahr vergangen: Um die Fototafeln am Bundesfinanzministerium ist Streit entbrannt. Die Tafeln zeigen Aufständische des 17. Juni 1953. Um an den 50. Jahrestag des Aufstands zu erinnern, brachte die Arbeitsgemeinschaft 13. August die Bilder vor gut einem Jahr dort an. Dabei hätten sie nur vom 5. bis 20. Juni dort hängen dürfen. Das Bundesvermögensamt verklagte die Arbeitsgemeinschaft, die Bilder abzunehmen. Das Ministerium hatte sich von Anfang an gegen die Aktion gewehrt, zum einen, weil die Fassade des Gebäudes unter Denkmalschutz steht, zum anderen, weil es ein Denkmal zum Aufstand dort schon gibt. Es ist ein 25 Meter langes, vier Meter breites Glasbild mit einer Fotografie des Aufstandes. Das Bild ist in den Boden eingelassen und schon seit dem 17. Juni 2000 zu sehen.

Vertreten wird die Arbeitsgemeinschaft durch Alexandra Hildebrandt, Chefin des Mauermuseums am Checkpoint Charlie.Damals fanden Hildebrandt, Ministerium und Denkmalschutz den Kompromiss, dass die Tafeln nur kurz hängen dürfen. Dann aber beschloss die Arbeitsgemeinschaft, die Fotos am 20. Juni nicht abzunehmen. „Wir brauchen ein Denkmal, das man sieht, um die Menschen zum Nachdenken anzuregen“, so Hildebrandt. Sie kritisiert, dass gegenüber dem Ministerium ein 25 Meter langer Fries von Max Lingner mit dem „süßen Leben in der DDR“ prangt. Das „sozialistische Denkmal“ sei im Gegensatz zu dem im Boden eingelassenen deutlich zu sehen. Auf den Rechtsstreit mit dem Bundesvermögensamt will sich Hildebrandt einlassen, obwohl „wir rechtlich keine Chancen haben“. Ähnliches Verhalten zeigte die Museumschefin erst kürzlich im Streit um das verhüllte Kontrollhäuschen am Checkpoint Charlie. In der Politik trifft Hildebrandt auf wenig Verständnis. „Niemand darf mit Plakaten fremde Immobilien zukleistern“, sagt etwa der PDSKulturpolitiker im Abgeordnetenhaus, Wolfgang Brauer. „Es ist absolut nachvollziehbar, wenn der Eigentümer dann seine Rechte wahrnimmt und dagegen vorgeht.“ Überhaupt überschreite Frau Hildebrandt langsam die Grenze zum Unverschämten, so Brauer. „Sie beansprucht in Berlin die Deutungshoheit über alles, was mit Mauer und 17. Juni zu tun hat.“ Die grüne Kulturpolitikerin Alice Ströver stimmt Brauer zu. „Das geht zu weit und zeigt, dass auch das Haus am Checkpoint Charlie dringend inhaltliche und wissenschaftliche Begleitung braucht“, so Ströver. „Frau Hildebrandt hat nicht die Qualifikation dafür.“

Helmut John von der Bundesvermögensverwaltung betonte, auch Frau Hildebrandt müsse sich an Verträge halten. Man wolle die Bilder nicht einfach abhängen, sondern klage, in enger Abstimmung mit dem Bundesfinanzministerium, auf Entfernung. Es habe zahlreiche Mahnschreiben gegeben, der Streit sei schon länger gerichtlich anhängig.

Petra Rohland von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, zuständig für das Landesdenkmalamt, warf Frau Hildebrandt „Selbstherrlichkeit“ vor. Wenn Frau Hildebrandt eine Verlängerung der Frist wolle, müsse sie dies neu beantragen. Im Übrigen habe sich der Künstler, der das andere Denkmal geschaffen habe, bereits über die Tafeln von Frau Hildebrandt beschwert.

Zum 51. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR vom 17. Juni 1953 gedenkt Berlin der Opfer mit zahlreichen Veranstaltungen.

Am Steinplatz in Charlottenburg lädt die Vereinigung der Opfer des Stalinismus um 9.30 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung . Es spricht der Direktor der Gedenkstätte im ehemaligen Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen, Hubertus Knabe.

Am „Denkmal für die Opfer des 17. Juni 1953“ auf dem Urnenfriedhof Seestraße 92 wollen Bezirkspolitiker aus Mitte um 13.30 Uhr einen Kranz niederlegen.

Vor dem Bundesfinanzministerium an der Leipziger-/Ecke Wilhelmstraße in Mitte streuen SPD-Politiker um 16 Uhr einen Rosenteppich zu Ehren der Opfer des 17. Juni aus.

Beim Aufstand in der DDR vor 51 Jahren wurden 70 Menschen getötet, mindestens 1600 erhielten Haftstrafen.

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