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Berlin: Aufstieg mit Ansage

Die TeBe-Frauen haben die Wahl: Erste oder Zweite Bundesliga

Sie hatten es gerade noch rechtzeitig zurück geschafft – von ihrem Auswärtsspiel in Leipzig. Vor fünf Wochen saßen etwa zehn Spielerinnen des Fußball-Regionalligisten Tennis Borussia Berlin (TeBe) gemütlich in einem Kontainer auf ihrem Trainingsgelände am Eichkamp und sahen fern. Mit einer Pizza in der Hand fieberten sie dem ersten WM-Sieg der Frauen-Nationalmannschaft entgegen. Die Stimmung war gut. Mehr allerdings nicht. „So doll haben wir uns aber auch nicht gefreut“, sagt Karolin Thomas, Mittelfeldspielerin bei TeBe. Eine zu große Identifikation ist ihre Sache nicht.

Richtig doll würden sie sich wohl erst freuen, wenn sie selbst erfolgreich sind. Das Ziel ist klar für die U-21-Nationalspielerin: „Wir arbeiten zielstrebig auf den Aufstieg in die Bundesliga hin“, sagt die 18-jährige Thomas. Und dafür sind die Weichen gestellt. Nach dem gestrigen Sieg gegen den Magdeburger FFC führt TeBe mit neun Siegen aus neun Spielen und 44:2 Toren die Tabelle souverän an. Bleibt es am Ende der Saison dabei, spielen die jeweils Ersten aus den fünf Regionalligen die beiden Bundesligaplätze aus.

Damit kennen sich die Berlinerinnen bestens aus. Nachdem TeBe viele Jahre in der Bundesliga gespielt hatte und 1997 in die Regionalliga abgestiegen war, scheiterte das Team 2000 und 2001 jeweils in der Relegation. Eine Saison später gelang dann endlich der Aufstieg. Aber das Niveau war für die junge Mannschaft noch zu hoch. Doch Manager Günter Hulsch ist optimistisch: „Allein unsere zahlreichen Talente sind ein Grund, die Bundesliga anzuvisieren.“

An dem vergangenen Zickzackkurs von TeBe zeigt sich aber auch das Dilemma des Frauenfußballs. „Das spielerische Gefälle zwischen Regionalliga und Bundesliga ist zu groß“, sagt die zweite U-21-Nationalspielerin im Team, Christine Schoknecht. Mehr als viermal pro Woche haben sie in der Bundesliga zwar auch nicht trainiert, aber härter und intensiver, findet Schoknecht. In der Regionalliga gibt es nur sehr wenig schwere Spiele, meistens gewinnt TeBe mit mindestens vier Toren Unterschied. Daher wird viel gegen Männer gespielt.

Dieser Zustand soll sich aber bald ändern. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) führt zur nächsten Saison eine zweigeteilte Zweite Bundesliga mit je zehn Teams ein. Das Leistungsgefälle soll somit abgeglichen und die Ligen professioneller gemacht werden. Zwar wird dadurch im Frauenbereich auch mittelfristig kein Geld zu verdienen sein - der Etat bei TeBe beträgt zurzeit 10 000 Euro. Aber zumindest könnte den Talenten in Berlin eine sportliche Perspektive geboten werden, sollte TeBe den Aufstieg in die Erste Bundesliga verpassen.

Für Thomas und Schoknecht steht daher auch Schule und Ausbildung im Vordergrund. 2005 werden sie voraussichtlich das Abitur machen. Dann suchen sie einen Verein, der in der Erste Bundesliga spielt und ihnen einen Ausbildungsplatz bieten kann.

Jörg Petrasch

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