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Berlin: Aus dem Gericht: Geldstrafe für Trittbrettfahrer

Als fast täglich vermeintliche Milzbrand-Briefe auch in Berlin Verunsicherung brachten, wollte Student Jens P. besonders witzig sein.

Als fast täglich vermeintliche Milzbrand-Briefe auch in Berlin Verunsicherung brachten, wollte Student Jens P. besonders witzig sein. Er steckte am 17. Oktober einem Freund einen Umschlag mit der Aufschrift "Dschihad" in den Briefkasten. "Dieser Brief wird ihr Leben verändern", schrieb er außerdem. Der schlechte Scherz kam P. teuer zu stehen. Wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Morddrohung wurde der 25-Jährige gestern im ersten Berliner Prozess gegen einen Milzbrand-Trittbrettfahrer zu einer Geldstrafe von 1800 Euro verurteilt.

"Es war Leichtsinn, ein blöder Scherz", sagte der Maschinenbau-Student aus Pankow im Prozess. Sein Freund habe ihn am Tag zuvor telefonisch darum gebeten, ein BMW-Inspektionsblatt auszudrucken. Kurz nach Mitternacht habe er sich entschlossen, das Papier in einen Umschlag zu stecken und diesen in den Firmenbriefkasten seines Freundes zu werfen. "Man hat davon jeden Tag in den Medien gehört, das hat mich inspiriert."

Später kamen ihm doch Bedenken. Jens P. schickte eine SMS an den Freund. "Schau in den Briefkasten." Doch der Freund, Inhaber eines Autoshops in Pankow, konnte die Telefonnummer nicht zuordnen. Er habe zunächst gedacht: "Ich stehe nicht so in der Öffentlichkeit, dass mir jemand so etwas schicken könnte." Dann habe er sich aber doch Sorgen gemacht und die Polizei alarmiert. "Seitdem ich weiss, dass der Brief von Jens war, habe ich es schon zweitausendmal bereut."

Als er P. am Nachmittag von der milzbrandverdächtigen Post und der eingeschalteten Polizei erzählte, sei der "so kleinlaut wie noch nie" geworden. Der Verteidiger von P. sprach im Prozess von einer Handlung, die "im Kontext einer Freundschaft zweier junger Männer" zu sehen sei, "die untereinander blöde Witze zu machen pflegten". Weil der Student ohne Bedrohungsvorsatz gehandelt habe, sei er freizusprechen. Das Gericht sah in Jens P. zwar "nicht den üblichen Trittbrettfahrer", der den direkten Vorsatz hatte, die Öffentlichkeit zu verunsichern. Aber er habe die Störung des öffentlichen Friedens billigend in Kauf genommen.

KG

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