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Update

Ausschreitungen am 1. Mai: Veranstalter: "Wir bedauern Auseinandersetzungen vor dem Jüdischen Museum"

Hat die massive Polizeipräsenz am 1. Mai größere Krawalle verhindert oder hätte der Einsatz auch kleiner ausfallen können? Die Demo-Veranstalter sehen die Schuld für die Ausschreitungen bei der Polizei.

Zu den Auseinandersetzungen mit Polizeieinheiten vor dem Jüdischen Museum in Berlin-Kreuzberg haben sich die Organisatoren der „Revolutionären 1. Mai Demonstration“ geäußert. Am Dienstagabend war dort bei der traditionellen Großdemonstration ein Wachhäuschen der Polizei beschädigt worden.

Dem Tagesspiegel sagte Lars Laumeyer von der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB): „Dass es vor dem Jüdischen Museum zu Auseinandersetzungen gekommen ist, bedauern wir. An der dortigen Straßenecke haben vermummte Hundertschaften der Polizei versucht, zahlreiche Menschen aus der Demonstration zu zerren, weshalb die Lage eskalierte. Zu keinem Zeitpunkt war das Museum selbst das Ziel von Angriffen, wir sind froh dass nicht mehr als ein Polizeihäuschen kaputt gegangen ist.“ Die ALB organisiert mit anderen Gruppen zusammen seit Jahren die Proteste am 1. Mai. Sie gilt als aktivste linksradikale Gruppe der Stadt.

Beim massiven Polizeieinsatz am Dienstagabend gab es mehrere Festnahmen und Verletzte. Immer wieder flogen während der Demonstration Steine, Flaschen und Böller Richtung Polizei. In der Nähe des Jüdischen Museums stoppte die Polizei den Demonstrationszug, Mülltonnen wurden angezündet, die Polizei setzte Pfefferspray gegen die Demonstranten ein. Gegen 21 Uhr wurde die Demonstration aufgelöst.

Sehen Sie hier das Video zum Krawall vor dem Jüdischen Museum:

Der Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), hält die massive Polizeipräsenz am 1. Mai nicht mehr für nötig. Gegenüber dem Tagesspiegel sagte er am Mittwoch, mit Blick auf den friedlichen Verlauf des Myfestes müsse auf Seiten der Polizei überlegt werden, ob der Einsatz von 7000 Beamten weiterhin gerechtfertigt sei. "Diese Zahl gründet sich auf Eventualfälle, die es so nicht mehr gibt", sagte Schulz, der eigenen Angaben zufolge das Myfest und den Beginn der Demonstration am Lausitzer Platz beobachtet hat. Eine Größenordnung für einen reduzierten Polizeieinsatz nannte Schulz nicht.

"Das Deeskalationskonzept von Ehrhart Körting ist richtig", sagte Schulz weiter, aber man könne in Zukunft möglicherweise mit geringerem Aufwand und mit weniger Steuergeldern die gleiche Wirkung erzielen.

„Ich bin überwiegend zufrieden“, sagte Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) am späten Dienstagabend in einer ersten Bewertung: „Die allermeisten Veranstaltungen verliefen friedlich.“ Henkel verurteilte zugleich die Ausschreitungen auf der abendlichen „Revolutionären 1. Mai Demonstration“ und beschuldigte Teile der Demonstranten, sie hätten von Beginn an eine „aggressive Stimmung aufgebaut“. Der Innensenator lobte zugleich, die Polizei sei „optimal aufgestellt“ und habe „sehr, sehr professionell gearbeitet“. Der CDU-Politiker betonte aber, für eine abschließende Bewertung müsse erst der weitere Verlauf der Nacht abgewartet werden.

In Kürze will die Polizei um 14 Uhr auf einer Pressekonferenz ihre Bilanz des Ersten Mais ziehen. Vorab hieß es schon, nach der Auflösung der Demo sei es weitgehend ruhig geblieben, in der Nacht habe es keine weiteren Krawalle gegeben.

Sehen Sie hier, was sich in der Walpurgisnacht in Berlin ereignete:

Bei den Ausschreitungen während der Demonstration gingen die Fensterscheiben einer Tankstelle, einer Bank und eines Supermarktes zu Bruch. Außerdem wurde ein Balkon in der Skalitzer Straße durch Feuerwerkskörper in Brand gesetzt. Insgesamt nahmen an der Demonstration, die vom Lausitzer Platz aus am Axel-Springer-Hochhaus vorbeizog und eigentlich bis zum Bebelplatz hätte führen sollen, rund 10 000 Menschen teil. Die Polizei selbst war mit 7000 Beamten vor Ort.

Der Protestzug richtete sich vor allem gegen steigende Mieten und die Verdrängung aus den Kreuzberger Kiezen. Zu Ausschreitungen kam es auch bei der Demonstration in Hamburg.

Auf dem Myfest in Kreuzberg selbst blieb es bis zum späten Dienstagabend aber friedlich. Mehrere zehntausend Besucher feierten dort den ganzen Tag über ein Volksfest.

Hier können Sie in unserem Live-Blog im Detail nachlesen, was sich am Ersten Mai in Berlin ereignete.

Und hier finden Sie unseren Live-Blog zur Walpurgisnacht.

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