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Ausstellung: Geschichte der Rockmusik im Kronprinzenpalais

Mehr als 1200 Exponate aus 50 Jahren Rockmusikgeschichte sind ab Samstag im Kronprinzenpalais ausgestellt. Schon im Eingangsbereich sind Rio Reisers Band Ton Steine Scherben und die Sex Pistols zu hören.

Berlin - Bildschirme an der Wand zeigen die entsprechenden Videoclips. Mehr als 1200 Exponate aus 50 Jahren Rockmusikgeschichte sind ab Samstag in der Hauptstadt ausgestellt. Zu sehen sind bis zum 4. März 2007 unter anderem signierte Instrumente der Beatles, ein Brief von Elvis Presley an die deutsche Jugend, das Stahlschlagzeug der Einstürzenden Neubauten und die Studioeinrichtung der Band Can.

Gezeigt wird auch Udo Lindenbergs Schlagzeug. Es sei schön, als "staatlich anerkannter Staatsfeind" im Kronprinzenpalais auszustellen, wo früher die SED-Gäste empfangen wurden, freute sich der Altrocker bei der Vorstellung der Schau. Rockmusik bedeute für ihn politisches Einmischen und Widerstand gegen die Autoritäten. In den 1950er Jahren habe Rock'n'Roll zudem "Unruhe gegen dieses eigenartige Schweigen" in der Nachkriegszeit nach Deutschland gebracht.

Politische Hintergründe von Rockmusik beleuchten

Auch die Entwicklung der Berliner Clubszene nach dem Fall der Mauer wird in einem eigens nachgestellten Clubraum gezeigt, der in der ehemaligen Küche des Palais entstanden ist. Ein weiterer Raum, wo legendäre Filmausschnitte präsentiert werden, erinnert zudem an die WDR-Fernsehsendung "Rockpalast".

Die Bedeutung der Rockmusik zu erkunden und dabei auch die politischen Hintergründe zu beleuchten ist das erklärte Ziel der Ausstellung, die bereits in Leipzig und Bonn zu sehen war. Besondere Beachtung finden dabei auch Jugendbewegungen in der DDR. Prominente Exponate sind etwa die Geige, mit der Georgi Gogow den City-Hit "Am Fenster" einspielte, oder das Bühnenkostüm von Silly-Sängerin Tamara Danz.

Rockmusik als "große menschliche Gefahr"

Fotografisch festgehalten wurden auch die Tumulte in Ost-Berlin, nachdem ein Rias-Moderator 1969 ein Rolling-Stones-Konzert auf dem Dach des Springer-Hochhauses an der Berliner Mauer ankündigt hatte. Die Meldung war eine Ente, dennoch versammelten sich zahlreiche Fans trotz Verbots auf der Leipziger Straße. Die Polizei verhaftete daraufhin 383 "langhaarige Rowdys", 621 Personen wurden registriert.

In ihrer Ablehnung gegenüber der Rockmusik waren sich übrigens Politiker in BRD und DDR einig. Während der damalige Bundesfamilienminister Franz-Josef Wuermeling (CDU) 1957 vor einer "großen menschlichen, aber auch politischen Gefahr" warnte, stellte DDR-Parteichef Walter Ulbricht ein Jahr später mit Blick auf US-Sänger Bill Haley lapidar fest: "Ein Bild in der Westpresse zeigt den Haley, wie er 'singt' und einer seiner Musiker auf dem Rücken liegend Bass spielt. Sie stehen also nicht mehr wie normale Menschen auf den Füßen." Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. (tso/ddp)

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