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Berlin: Autodiebe mit Hacker-Know-how

Software zum Knacken der Schlösser in Autohäusern geklaut

Autodiebe arbeiten mittlerweile wie Computerhacker. Polnische und litauische Programmierprofis, die in Deutschland tätig sind, knacken elektronische Wegfahrsperren – und zwar oft schon kurz nachdem die Hersteller diese als „absolut sicher“ auf den Markt gebracht haben. Dazu benötigen sie so genannte Diagnose-Computer, die nach Polizei-Angaben in den vergangenen Jahren immer wieder aus Autohäusern gestohlen wurden. Mit ihnen lasse sich die Autoelektrik analysieren, so dass man Alarmanlagen ausschalten und die Wagen wegfahren kann.

250 Luxusautos soll alleine die Bande, die jetzt festgenommen wurde, in den letzten zweieinhalb Jahren an deutschen Flughäfen und Hotel-Tiefgaragen gestohlen haben. Wie berichtet, hatten sich die drei Polen zuletzt in der Tiefgarage des Hotels Adlon an einem Maybach probiert – dem luxuriösten und teuersten deutschen Auto. Sie brachen den Versuch ab, weil sie sich gestört fühlten. Zuvor hatten sie aus der videoüberwachten Tiefgarage einen S-Klasse-Mercedes gestohlen. Diese Dreistigkeit zeige, dass die polnische Bande über enormes technisches Know-how verfüge, sagte ein Polizist.

Im Jahr 2002 wurden 70617 Autos bundesweit als gestohlen gemeldet, in Berlin waren es 8832. Bundesweit wurden 5000 weniger als im Vorjahr (minus 6,4 Prozent) gestohlen. In den Jahren zuvor war der Autoklau noch deutlicher zurückgegangen, Ende der 90er Jahre lag der jährliche Rückgang bei bis zu 20 Prozent. 1993 hatte es mit 140000 geklauten Autos den Höchststand gegeben. Dieser Rückgang um 50 Prozent innerhalb der vergangenen zehn Jahre sei den elektronischen Wegfahrsperren zu verdanken, hieß es beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden. Erschreckend für Autobesitzer sind andere Zahlen: Jedes zweite Auto taucht nie wieder auf, früher war es nur jedes dritte. Außerdem werden fast nur noch hochwertige Wagen gestohlen. Die 250 Autos der polnischen Bande hatten einen Wert von etwa 20 Millionen Euro. Nur zwei wurden gefunden.

Wegfahrsperren schrecken nur noch Gelegenheitsdiebe ab. Die Profis brauchen wenige Minuten, um die Sperren zu umgehen, in dem sie Ersatzteile einsetzen. Die drei jetzt gefassten Männer gingen so vor, dass sie zunächst mit einem ebenfalls gestohlenen Mittelklassewagen in die Tiefgarage fuhren, um ein Parkticket zu bekommen, mit dem sie später mit dem gestohlenen Wagen wieder aus der Garage kommen. Einer sicherte den Tatort, während die anderen das Auto aufbrachen. Das „Ticket-Fahrzeug“ ließen sie zurück.

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