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Defekte Batterie oder Anschlag? Für die Polizei ist das keine Frage, für sie geht das Feuer auf dem Betriebsgelände von Robben & Wientjes in der Kreuzberger Prinzenstraße eindeutig auf Brandstiftung zurück.

© Björn Kietzmann

Autonome Szene in Berlin: Stänkern und zündeln: Anschläge auf Umzugswagen

Am Tag nach der „Antirepressionsdemo“ brannten in Kreuzberg Autos, Buttersäure wurde verschüttet. Vielleicht eine Reaktion von Autonomen auf das Scheitern ihres Protests.

Am Morgen nach der „Antirepressionsdemo“ kamen die Anschläge. Innerhalb weniger Minuten traf es ein Mercedes-Autohaus und – wieder einmal – den bekannten Autovermieter „Robben & Wientjes“. Ein Zeuge sah gegen 6.15 Uhr Flammen auf dem uneingezäunten Firmenparkplatz an der Prinzenstraße und rief die Feuerwehr. Als diese eintraf, brannten bereits drei nebeneinander abgestellte Fahrzeuge. Das Feuer, durch das die Fahrzeuge erheblich beschädigt wurden, konnte rasch gelöscht werden. Durch die starke Hitzeentwicklung wurden zwei weitere Kleintransporter beschädigt. Minuten zuvor war bei Mercedes in der Prinzessinnenstraße Buttersäure im Eingangsbereich verschüttet worden.

Der für politische Delikte zuständige Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Von einem Bekennerschreiben wurde bis Sonntagabend nichts bekannt. Beide Tatorte liegen in unmittelbarer Nähe zum Moritzplatz, auf dem sich am Abend zuvor einige hundert Linke zu einer „spontanen“, bei der Polizei nicht angemeldeten Demo versammelt hatten.

Die Anschläge erfolgten acht Stunden nach dem Beginn des Protestes. Firmenchef Dietmar Robben sieht darin ein Indiz, dass es keine linken Täter waren. Eine abgestellte Batterie müsse sich entzündet haben, sagte er dem Tagesspiegel am Sonntag. Dem widersprach die Polizei allerdings. Es sei sicher, dass an einem Transporter gezielt Feuer gelegt worden sei, hieß es im Präsidium. Bereits 2008 hatten Unbekannte auf einem anderen Gelände von Robben & Wientjes gezündelt und sehr hohen Sachschaden angerichtet.  Damals brannten 29 Mietlaster. Später war im Internet ein Bekennerschreiben einer „Autonomen Gruppe Umzugsstopp“ veröffentlicht worden. Die Gruppe wollte mit dem Brandanschlag ihren „Unmut über Räumungen und Zwangsumzüge als Teil der Verdrängung alternativer Lebensformen durch Stadtteilveredelung“ ausdrücken. Robben & Wientjes sei Teil dieses Verdrängungsprozesses. Auch bei dieser ersten Tat hatte Dietmar Robben eine andere Theorie. Er glaubte an einen Kunden als Täter, mit dem es zuvor Streit gab und der eindeutig gedroht hab

Keinen Sachschaden, aber viele Festnahmen in Moabit

Bereits gegen 23.30 Uhr hatten Unbekannte in der Neuen Jakobstraße Farbbeutel gegen die Fassade der Botschaft von Nigeria geworfen. Zuvor war die im Internet beworbene „Spontandemo“ gescheitert. Gegen 17.30 Uhr war der zuvor geheim gehaltene Ort im Internet bekannt gegeben worden. Die Polizei war so im Bilde – und besetzte den Platz um Punkt 22 Uhr geradezu handstreichartig. Die zunächst nur etwa 100 Personen hatten keine Chance, sich zu formieren, ein Ausbruchsversuch wurde nach wenigen Metern gestoppt. Letztlich lungerten bis etwa Mitternacht 400 Menschen auf den angrenzenden Seitenstraßen herum. Zu einem weiteren Spontanaufzug formierten sich um 23.45 Uhr 60 Personen in der Revaler Straße in Friedrichshain. Der Aufzug zog bis zur Boxhagener Straße, wo er sich auflöste. Elf Personen erhielten Platzverweise.

Keinen Sachschaden, aber viele Festnahmen hatte es auch bei der Hauptdemo am späten Samstagnachmittag in Moabit gegeben. Selten hatte die Polizei eine linke Demo so sicher im Griff wie diese „Antirepressionsdemo“. Insgesamt wurden 17 Demonstranten vorübergehend festgenommen, überwiegend wegen angelegter Vermummung und Widerstands. Bei 60 weiteren Menschen wurden die Personalien festgestellt. 1800 Beamte hatten den Zug begleitet. Ein Teil der 750 Demonstranten vermummte sich, dies jedoch ist eine Straftat. Vor dem Kriminalgericht in der Turmstraße holte die Polizei überwiegend deshalb etwa ein Dutzend Personen aus der Demo heraus. Die Anmelderin der Demo beendete diese daraufhin. Mit dieser Taktik ist die Frau mittlerweile polizeibekannt. Unter anderem hatte Johanna S. die äußerst unfriedliche Demo gegen den Polizeikongress 2012 angemeldet.

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