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Berlin: Babys zwischen Müll Drei Monate alte Zwillinge vernachlässigt

Bewährungsstrafe für Mutter und Lebensgefährten

Fäulnisgeruch drang aus der Wohnung, als die verschlafen wirkende Mutter die Tür einen Spalt weit öffnete. Ein Ekelszenario bot sich den Polizisten und Mitarbeitern des Jugendamtes dann beim Gang durch die Räume: verschimmelte Lebensmittel und Schwärme von Obstfliegen, überquellende Aschenbecher, überall volle Babywindeln, Berge von Schmutzwäsche und Müll. Dazwischen fanden sie drei Monate alte Zwillingsmädchen. „Wie abgestellt“, sagte ein Beamter gestern vor Gericht.

Die 23-jährige Mutter und ihr 45-jähriger Lebensgefährte, der nicht Vater der Kinder ist, mussten sich wegen gesundheitsgefährdender Vernachlässigung der Säuglinge verantworten. Die Frau, eine arbeitslose Verkäuferin aus Pankow, nuschelte: „Ich habe es einfach nicht geschafft, ich war überfordert.“ Als sie und ihr Partner daran gedacht hätten, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, „war es leider zu spät“. Das Jugendamt hatte kurz vor Weihnachten die Polizei eingeschaltet, nachdem es Hinweise auf Vernachlässigung gegeben und die Mutter die Tür nicht geöffnet hatte. Computer und Fernseher liefen. Die Babys waren im Kinderzimmer. „Da wurden sie gelagert“, schätzte ein Polizist ein. Ein Zwilling saß in einem Autokindersitz, der andere in einem Reisekinderbett. Die Mädchen trugen nur Windeln. „Es war schwierig, saubere und trockene Wäsche zu finden“, erinnerte sich eine Zeugin.

Jeweils sechs Monate Haft auf Bewährung wegen Verletzung der Fürsorgepflicht verhängte das Gericht. Zudem sollen die beiden je 100 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Die Babys bleiben bei einer Pflegefamilie. K. G.

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