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Badeseen: Das Monster vom Schlachtensee

Die Bisswunde hatte einen Durchmesser von 17 Zentimeter. Am Schlachtensee wurde eine Frau von einem Wels attackiert. Weil sie gerade laichen, sind die Raubfische besonders aggressiv.

Die junge Frau wurde mit dem eingeblendeten Wort „Opfer“ beschrieben, als sie im RBB-Fernsehen von ihrem Badeabenteuer bereichtete: Es habe „so gezeckt“ an ihrem Bein, sagte die Frau, während die Kamera auf die 17 Zentimeter lange Hautabschürfung auf der Opferwade schwenkte. Und eine Strandbesucherin beschrieb einen „Fisch mit Bart“, der den Badespaß verdorben habe.

Susanne Jürgensen vom Fischereiamt weiß mehr. „Das passiert selten, dass ein Schwimmer von einem Fisch gebissen wird“, sagt sie. Dass es überhaupt passierte, liege wohl an einer Besonderheit des Schlachtensees: Das Wasser sei in der Mitte, also nahe der Badestelle beim S-Bahnhof, nur etwa 2,5 Meter tief und warm. Dorthin kämen jetzt die Welse zum Laichen. Und weil sie dabei ungestört sein wollen, beißen sie Eindringlinge weg – ob es nun andere Fische, Schwimmflossen oder Menschenbeine sind. Auch Zander könnten so etwas tun, sagt Jürgensen. Und die können dank ihrer Fangzähne ebenso viel Biss haben wie die meist größeren, aber zahnlosen Welse. Allen gemein sei nur, „dass es gestresste Fische sind, die in Notsituationen zubeißen und nicht, weil sie Beute suchen“. Hechte dagegen seien anders gestrickt: Wenn man denen die Hand vors Maul halte, „müssen sie einfach zubeißen“, sagt die Fachfrau, „das ist ein Reflex.“

Wer also die Fische nicht provozieren will, sollte sich – mit der erwähnten Einschränkung am Schlachtensee – eher an Badestellen oder auf offenem Wasser aufhalten als zwischen Geäst und Wasserpflanzen. Durchs Schilf zu laufen, ist ohnehin verboten. Und zwischen Steine unter der Wasseroberfläche greift man besser auch nicht. Denn dort könnten noch andere, meist eingeschleppte Tiere sitzen: Wollhandkrabben etwa, die, Wolle hin oder her, kräftig zwicken können. Oder Schnappschildkröten, die zur Familie der Alligatorschildkröten gehören, Krallen haben und nachts auch an Land gehen. „Hin und wieder wird auch ein ausgesetzter Piranha gefangen“, sagt Jürgensen.

Weil gegen Fische grundsätzlich nicht ermittelt wird, führt die Polizei keine Statistik über Beißvorfälle. Immerhin gibt das Brandenburger Umweltministerium Entwarnung: „Bei uns ist so etwas noch nicht passiert“, heißt es dort. Und wenn Mitte Juli die Laichzeit vorbei ist, werden die Fische ohnehin wieder entspannter.

Just heute lässt die Umweltverwaltung in den Berliner Gewässern übrigens 230 000 Aale aussetzen. Das sind ebenfalls Raubfische. Aber geräuchert völlig ungefährlich.

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