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Berlin: Bahn-Brücken sollen Museum werden

Sie sind vielleicht weltweit einmalig – und trotzdem sollen sie verschwinden: die alten Brücken der Bahn über die Yorckstraße, die Kreuzberg und Schöneberg verbindet. Die Bahn möchte die maroden Anlagen schon seit Jahren loswerden, und der Senat will sie nicht haben.

Sie sind vielleicht weltweit einmalig – und trotzdem sollen sie verschwinden: die alten Brücken der Bahn über die Yorckstraße, die Kreuzberg und Schöneberg verbindet. Die Bahn möchte die maroden Anlagen schon seit Jahren loswerden, und der Senat will sie nicht haben. Um den Abriss zu verhindern, will die Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck aus ihnen nun ein Brückenmuseum machen.

„Wo gibt es das sonst noch – rund 30 Brücken auf einer Strecke von etwa 600 Metern?“, fragt der Architekt Norbert Rheinlaender von der Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck. Seit Monaten sucht er Verbündete für seine Idee. Viel Zeit bleibt nicht, denn die Bahn will die meisten der Brücken nun abreißen lassen. Die ersten sind schon vor Jahren verschwunden. Die Unterhaltung der für sie nutzlosen Anlagen ist der Bahn zu teuer.

Einst fuhren hier die Züge zum Anhalter und zum Potsdamer Bahnhof. Für die ausgedehnten Gleisanlagen vor den Kopfbahnhöfen waren die vielen Brücken erforderlich. Benötigt werden sie seit der Aufgabe des Betriebes im Anhalter Bahnhof 1952 nicht mehr. Der Potsdamer Bahnhof war schon 1945 nach Bombenschäden stillgelegt worden.

Wegen der umfangreichen Bahnanlagen konnte auch der großzügig konzipierte Straßenbau des so genannten Generalszugs von der Gneisenaustraße zur Bülowstraße nicht geradlinig gebaut worden, sondern macht über die Yorckstraße einen Knick nach Süden, wo die Brücken, die fast wie ein Tunnel wirken, entstanden.

Heute fährt nur noch die S-Bahn regelmäßig darüber. Hin und wieder lässt auch das Deutsche Technikmuseum einen Sonderzug darüber rumpeln. Für die neue Nord-Süd-Verbindung hat die Bahn zwischen den alten Bauwerken aus Eisen moderne Betonkonstruktionen gesetzt.

Gleisfan Rheinlaender wirft der Bahn vor, die Brücken bewusst vernachlässigt zu haben, um sie abreißen zu können. Für weniger als 100 000 Euro könnten sie verkehrssicher gemacht werden, habe ein Gutachter ermittelt. Doch weder die Bahn noch der Senat wollen das Geld aufbringen. Die Brücken könnten das Gleisdreieck, auf dem eine Grünanlage entsteht, mit dem südlichen Bahngelände verbinden, aus dem zum großen Teil ebenfalls ein Grünzug geworden ist, so Rheinländer. Nutzen könnten sie Spaziergänger, Radfahrer und auch Tiere. Um den Eindruck der Tristesse zu mildern, den die alten Bauwerke heute bei vielen Passanten hervorrufen, könnten die Brücken angestrahlt werden, stellt sich Rheinländer vor. Am Weg könnte es Hinweistafeln auf die Geschichte dieser Brücken geben – falls sie erhalten bleiben.

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