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Berlin: Bahn-Erpresser geständig

45-Jähriger drohte mit Sprengstoffanschlägen Vor Gericht macht der Mann reinen Tisch

Der Informatiker redete nicht lange um den heißen Brei herum. „Ich wollte zwei Millionen Euro von der Deutschen Bahn erpressen und habe deshalb mit Anschlägen auf das Schienennetz gedroht“, gestand Ciro S. gestern vor dem Landgericht. „Aus finanzieller Not“, schob er nach. Ein skrupelloser Verbrecher, der Menschen gefährdet, sei er aber nicht. „Ich wollte von Anfang an einen Bluff inszenieren“, erklärte der zweifache Familienvater. Tatsächlich habe er niemals Anschläge geplant.

Am 7. Februar dieses Jahres ging seine erste Erpresserbotschaft bei der Bahn in Berlin ein – unter dem Absender „Gerhard Schröder“. Mit technisch verzerrter Stimme verlangte er zwei Millionen Euro in 50- und 100-Euro-Scheinen. Im Falle der Weigerung würden Anschläge auf das Schienennetz verübt: mit Stahlkeilen und acht bundesweit verteilten Sprengsätzen. Die Forderung untermauerte der Mann aus Lauenstein in Niedersachsen mit weiteren CDs. Sollte er bei der Geldübergabe festgenommen werden, nehme „der größte Anschlag in der Geschichte der Bundesbahn seinen Lauf“, schnarrte die mechanische Stimme.

Zwei Wochen nach Beginn der Erpressung startete in Göttingen ein Fahrzeug mit zwei Geldbotinnen. So hatte es Ciro S. verlangt. Mit immer neuen Hinweisen per SMS und am Straßenrand deponierten CDs schickte er die Frauen auf eine Irrfahrt durch Niedersachsen, über Hannover, Braunschweig und Hameln nach Springe. Schließlich sollten sie die Tasche mit dem Geld in einem Waldstück abstellen. Als der Erpresser dorthin fuhr, hatte er zur Tarnung seine ahnungslose Ehefrau und den zweijährigen Sohn mit ins Auto geladen. „Ich fühlte mich sicher, dass die Bahn angesichts der Drohungen zahlt“, sagte der zuletzt arbeitslose Mann. Er habe auch nicht mit Polizei gerechnet. „Ich griff die Tasche, stellte sie meiner verwundert guckenden Frau auf den Schoß.“ Doch er kam keine zwei Minuten weit. „Ich bemerkte ein Fahrzeug. Mir wurde klar: Jetzt ist es aus.“

Ciro S. sagte, er sei gar nicht auf Millionen scharf gewesen. „Mir hätten auch 200 000 Euro gereicht.“ Aber er habe signalisieren wollen, „dass wir mehrere Leute und technisch versiert sind“. Es sei alles dumm gewesen. Erst nach längerer Aussage kam er zu den Hintergründen seiner prekären Finanzlage. Aus der ersten Ehe sei er mit rund 40 000 Euro Schulden gegangen. Seine Ex-Gattin habe in die Kasse seiner damaligen Firma gegriffen. Vor drei Jahren verlor er dann aufgrund einer schweren Erkrankung seinen Job als Informatiker. „Doch das ist alles keine Entschuldigung für das, was ich getan habe“, sagte der Erpresser. Mit dem Urteil wird am 5. Juni gerechnet. K. G.

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