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Kehrwochen. Zwei neue Besenwagen sollen die Bahngleise in Berlin vom Schnee befreien. Mindestens ebenso wichtig sind allerdings die Winterdiensthelfer, die Weichen per Hand von Schnee und Eis befreien. Die Bahn sieht sich gut präpariert.

© Mike Wolff

Kehrmaschinen, Weichenheizungen, Schneeschipper: Bahn fühlt sich fit für den Winter

Neue Kehrmaschinen, bessere Weichenheizungen und mehr als 2.700 Helfer sollen Züge in der Region durch Schnee und Eis bringen. Und der Winter kündigt sich bereits an. Doch der Fahrgastverband Igeb ist skeptisch.

Den Bamowag gibt es jetzt auch mit Bürste. Das Kürzel ist Insidersprech für „Bahnmotorwagen“ und bezeichnet eine Arbeitsmaschine auf Schienen, von der die Bahn zwei Exemplare für den Winterdienst in Berlin und Umgebung aufgerüstet hat. Mit rotierenden Bürsten sollen sie den Schnee von den Gleisen fegen, der in den vergangenen Wintern allzu oft den Fahrplan von Regional- und Fernzügen durcheinandergebracht hat. Am Mittwoch präsentierte die Bahn ein Exemplar in ihrem Betriebswerk Rummelsburg, in dem die 44 ICE-Züge der zweiten Generation gewartet werden.

Zentrale Botschaft hinter der Bürste: Wenn der Winter kommt, hat die Bahn bereits auf ihn gewartet. Und die Stunde der Wahrheit ist womöglich nicht mehr allzu fern: Etwa zum Monatswechsel zeichnet sich nach einer Prognose des Wetterdienstes Meteogroup deutliche Abkühlung ab. Ungewiss sei nur noch, ob und wie viel es schneien wird.

Insgesamt acht Schneepflüge und -fräsen hat die Bahn zwischen Ostsee und Lausitz stationiert. Außerdem sollen bis zu 2738 Helfer zum Winterdienst ausrücken können – das Gros von externen Firmen. Ein extra gebuchter Wetterdienst liefere der Bahn exakte lokale Prognosen, und dank neu organisierter Abläufe sollen die Helfer im Ernstfall dann auch dort zur Stelle sein, wo sie gebraucht werden.

Während in ländlichen Gebieten vor allem Schneeverwehungen zum Problem werden können, sind in der Großstadt erfahrungsgemäß eher die Weichen kritisch. Nach Auskunft eines Bahnsprechers sind von den gut 1.000 Weichen im Netz der S-Bahn rund 900 beheizt. Das seien alle, die von Zügen im Linienverkehr befahren würden und ungeschützt lägen, also nicht in Tunneln oder Werkstätten.

Im Laufe des Jahres seien einzelne Heizungen nachgerüstet und einige verstärkt worden. Außerdem rüstet die Bahn neuerdings viele Weichen mit Abdeckkästen aus, die die Wärme halten und die Mechanik vor herabfallenden Eisbrocken schützen sollen, die dann per Hand weggehackt werden müssen. Mehr als 50 S-Bahn-Weichen sollen bis Ende des Jahres so geschützt werden.

Zusätzlich baue die S-Bahn wieder die Zelte auf, in denen die Züge vor ihren regelmäßigen Werkstattterminen abgetaut werden sollen, um schneller wieder im Einsatz zu sein. Denn noch immer herrscht Fahrzeugmangel: Von 562 laut Verkehrsvertrag benötigten Doppelwagen sind meist nur knapp 500 verfügbar. Im Fernverkehr sollen die älteren ICEs dank zusätzlicher Verkleidungen von Komponenten weniger empfindlich gegen hochgeschleuderte Eisstücke und Schottersteine sein.

Immerhin haben inzwischen alle S-Bahnen automatische Füllstandskontrollen und beheizbare Rohre für den Sand, der die Bremswirkung verbessert, so dass ein erneuter Schleichfahrplan mit Höchsttempo 60 nicht zu befürchten ist. Sollte allerdings der Sandvorrat – etwa wegen von Schneematsch und Laub rutschiger Schienen – vorzeitig zur Neige gehen, gilt das Tempolimit dann für diese Züge.

Der Fahrgastverband Igeb sieht die Wintervorbereitung durchwachsen: „Ich bin optimistisch, dass die Leute um S-Bahn-Chef Peter Buchner ihre Arbeit geleistet haben und der Ausfall nicht mehr so dramatisch sein wird wie in den vergangenen Wintern“, sagte Igeb-Vizechef Jens Wieseke. Die von der Konzerntochter DB Netz betreute Infrastruktur „macht uns dagegen unverändert Sorge. 70 Weichenstörungen in drei Tagen sind etwa 65 zu viel“, sagte Wieseke in Anspielung auf den Winter 2010/11, in dem der Betrieb mit dem ersten kräftigen Schneefall weitgehend zusammenbrach.

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