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Bahnhofsneubau in Berlin-Friedrichshain: Rostkreuz? Am Ostkreuz reicht das Geld nicht aus

Seit Jahren wird am Bahnhof Ostkreuz gebaut, mehr als 400 Millionen Euro werden investiert. Doch das Geld reicht wohl nicht. Bei Rolltreppen und am Dach für den Regionalbahnsteig wird gespart.

Der Senat hat keine Ahnung. Jedenfalls nicht bei den Plänen der Deutschen Bahn am Bahnhof Ostkreuz, der derzeit aufwendig umgebaut wird. Obwohl die Kosten mit veranschlagten 411 Millionen Euro ziemlich hoch angesetzt sind, reicht das Geld nicht, um alle Pläne zu verwirklichen. Deshalb will die Bahn, wie berichtet, am neuen unteren Bahnsteig für den Regionalverkehr auf das Dach verzichten. Auch die zunächst eingeplanten abwärtsführende Rolltreppe soll es nicht geben. Am oberen Regionalbahnsteig auf der Ringbahn will die Bahn sogar komplett auf Rolltreppen verzichten. Auch an den S-Bahnsteigen soll es weniger Rolltreppen geben als geplant.

Dem Senat seien diese Pläne nicht bekannt, teilte Staatssekretär Christian Gaebler von der Senatsverkehrsverwaltung jetzt auf eine schriftliche Anfrage der CDU-Abgeordneten Katrin Vogel (CDU) mit. Sie hatte nach diesen Plänen gefragt, nachdem der Tagesspiegel im Juni darüber berichtet hatte. Vogel bezeichnet das Vorhaben der Bahn als „abenteuerlich.“

Fahrgäste können unter der Ringbahnhalle stehen

Noch hat die Bahn den erforderlichen Planänderungsantrag für den Verzicht auf das Dach und die Rolltreppen nicht beim Eisenbahn-Bundesamt eingereicht. An der Absicht halte man aber fest, sagte ein Sprecher. Die Bahn will die Fahrgäste im Freien stehen lassen, weil sich erhofftes Fördergeld für den Bau des Daches nicht realisieren ließ. Allein finanzieren will die Bahn den Bau nicht. Die Fahrgäste seien durch die Ringbahnhalle, die den Bahnsteig überspannt, ausreichend geschützt, argumentiert die Bahn. Aber eben nicht auf voller Bahnsteiglänge. Konzentrieren sich die Fahrgäste unter der Halle, dauert der Einstieg durch den Andrang dort dann länger.

Ähnlich sieht es bei den Rolltreppen aus. Hier will die Bahn inzwischen erkannt haben, dass sich der Einbau bei der erwarteten geringen Zahl von Ein- und Aussteigern im Regionalverkehr nicht rechne. Warum die Bahnsteige dann überhaupt gebaut werden, was auch der Senat gefordert hat, ist dann die Frage. Zumal der Regionalbahnhof am Ostkreuz - mit dem markanten Wasserturm nebenan - auch die Regio-Fahrgäste aus Karlshorst aufnehmen soll, wo die Bahn den Halt an der maroden Station aufgeben will. Auch dort will sie nichts mehr investieren.

Christfried Tschepe, der Vorsitzende des Fahrgastverbandes Igeb, sieht sogar noch mehr Potenzial für den Regionalbahnhof Ostkreuz. Dort sollen am neuen Regio-Bahnsteig neben der Ringbahn vom Dezember 2015 an Züge aus Eberswalde halten. Später soll die Linie bis zum BER-Flughafen verlängert werden. Fahrgäste aus dem nordöstlichen Umland von Berlin können dann nicht nur in zahlreiche S-Bahn-Linien umsteigen, sondern voraussichtlich 2017 auch mit dem Regionalexpress RE 1 (Magdeburg–Eisenhüttenstadt), der am unteren Bahnsteig hält, schnell die Landeshauptstadt Potsdam erreichen. Zudem halten dann dort Züge der RE 2 Wismar–Cottbus, RE 7 (Dessau–Wünsdorf-Waldstadt) und RB 14 (Nauen–Flughafen Schönefeld).

Immerhin: Falls das Eisenbahn-Bundesamt den Plänen nicht zustimmt, werde die Bahn das Dach bauen und die Rolltreppen einbauen, verspricht sie. Und etwas Geld scheint doch vorhanden zu sein, denn auf dem künftigen unteren Regionalbahnsteig, an dem jetzt vorübergehend die S-Bahnen von und nach Erkner halten, hat es gereicht, um unter der Ringbahnhalle geschützte Wartehallen aufzustellen. Aber vielleicht regnet es bei der Ringbahnhalle ja auch bald durch – wie bereits auf vielen neuen Bahnhöfen.

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