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Wasser aus der Leitung sollten Spandauer in den kommenden Tagen unbedingt abkochen.

© dpa

Update

Bakterienfund: Trinkwasser in Spandau muss abgekocht werden

In der nördlichen Hälfte Spandaus müssen mindestens bis Sonnabend rund 130.000 Menschen das Trinkwasser wegen coliformer Keime abkochen. Eine Beratungshotline ist eingerichtet.

Das Bezirksamt hat noch am Nachmittag einen Notfallplan aktiviert, um Krankenhäuser und andere Gesundheits-, Kinder- und Senioreneinrichtungen per E-Mail, Fax und Telefon zu warnen. Eine Hotline der Wasserbetriebe ist kostenfrei aus allen Netzen unter 0800 2927587 erreichbar (am heutigen Donnerstag bis 22 Uhr und morgen ab 8 Uhr).

Die coliformen Keime, die auf eine Verunreinigung durch Fäkalien deuten, waren bei den laufenden Routineproben festgestellt worden. Da war das verunreinigte Wasser aber schon seit mindestens 18 Stunden ins Netz gelaufen. So lange dauert die Analyse, denn für Kolibakterien gibt es keine Online-Messmethode. Nach der Feststellung wurde das Wasser im Reinwasserbehälter desinfiziert und die Verunreinigung so gestoppt, sagte Jens Feddern von den Wasserbetrieben. Angaben zur Konzentration der Keime konnte er nicht machen. Das Spandauer Werk produziert täglich 24 000 Kubikmeter Wasser.

Mit einem Simulationsprogramm wurde anschließend berechnet, wie weit sich das verunreinigte Wasser maximal im Leitungsnetz ausbreiten kann. Danach wurde ein vorsorgliches Sperrgebiet festgelegt, das sich von der Heerstraße Richtung Norden bis zum Spandauer Forst erstreckt und auch Bereiche östlich der Havel mit dem Industriegebiet beiderseits der Straße Am Juliusturm, der Zitadelle und einem Teil von Haselhorst umfasst.

Behörden uneins

Insgesamt leben in diesem Bereich nach Angaben des Bezirksamtes rund 130.000 Menschen. Sie wurden von der Senatsgesundheitsverwaltung und den Wasserbetrieben aufgefordert, das Leitungswasser zum Trinken, Zähneputzen oder für die Zubereitung von Speisen erst nach 20minütigem Abkochen zu benutzen. Die gelte auch für die Benutzung von Kaffeemaschinen, während bei der normalen Körperwäsche keine Infektionsgefahr bestehe.

Doch die Behörden sind uneins: Beim Spandauer Gesundheitsamt hält man ein fünfminütiges Abkochen des Wassers für ausreichend. Es gebe keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass 20 Minuten erforderlich sind, sagte die zuständige Stadträtin Daniela Kleineidam (SPD). Sie kündigte an, dass das Gesundheitsamt am Freitag auch Merkblätter in den großen Einkaufszentren des Bezirks verteilen wird. Die Vorsichtsmaßnahmen gelten zunächst bis einschließlich Sonnabend.

Babys sollten beim Baden kein Wasser schlucken

Beim Spandauer Gesundheitsamt häuften sich die Anrufe besorgter Bürger. Dort hieß es nach vielen Anfragen, dass Babys unbedenklich gebadet werden könnten, wenn man darauf achtet, dass sie kein Wasser schlucken. Für den Gebrauch von Geschirrspülern und Waschmaschinen wurde empfohlen, Programme zu wählen, die das Wasser auf mindestens 60 Grad aufheizen. 

Am Donnerstagabend waren die Wasserbetriebe noch dabei, fieberhaft nach der Quelle der Verunreinigung zu suchen. Bauarbeiten wurden als Ursache zunächst ebenso wenig ausgeschlossen wie die Möglichkeit, dass das durch die starken Regenfälle der jüngsten Zeit angestiegene Grundwasser mit Fäkalien in Kontakt geraten sein könnte oder die Keime von Tierkot stammen. Insgesamt verfügt das Werk über 45 aktive Brunnen, aus denen das Wasser gefördert wird und die jetzt einzeln überprüft werden.

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