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Berlin: Bald ist hier eine halbe Milliarde Euro verbaut Das „Dom-Aquarée“ ist in drei Monaten fertig

Über die Mietpreise schweigen sich die Investoren noch aus

Freuen Sie sich auf Ihren neuen Dienstwagen“, steht auf einem Gerüstplakat an der Hauswand. Wie der „Dienstwagen“ aussieht, ist auch zu sehen: Es ist eine schnittige Motoryacht, die durch schäumende Wellen prescht. Was wie ein Bild aus dem Mallorca-Urlaubsprospekt wirkt, ist die Werbung für das neue „Dom-Aquarée“, das direkt an der Spree gegenüber dem Berliner Dom entsteht. Die künftigen Büromieter oder auch Hotelbewohner sollen sich schon auf die Uferlage mit grandiosem Domblick freuen, auf die Bootsfahrt mit Wassertaxis auf der schäumenden Spree. Auf ein Haus, dessen Inneres als einzigartig für einen Büro- und Hotelkomplex gilt. Bis es aber soweit ist, haben noch 750 Bauarbeiter mindestens drei Monate zu tun.

Die Erwartungen, die auf jenem glasüberwölbten City-Quartier lasten, sind eben hoch. Es besteht eigentlich aus vier Häusern und wird ein Hotel, Büros und Wohnungen, vor allem aber eines der ungewöhnlichsten Aquarien der Welt beherbergen. Gut eine halbe Milliarde Euro hat die Deutsche Immobilien Fonds Aktiengesellschaft (Difa) in das Projekt auf dem Gelände des einstigen Palast-Hotels investiert. Ende des Jahres sollen die ersten Bauabschnitte mit dem „Aquadom“ fertig sein, jener fast 30 Meter hohen acrylverglasten Wassersäule, durch die Besucher mit einem doppelstöckigen gläsernen Aufzug gondeln und sich wie Fische unter 2500 Artgenossen fühlen können. In einem Nachbargebäude werden Unterwasserwelten außerdem im „Sea-Life-Center“ zu bewundern sein, in dem Berlins tradititonsreiches Aquarium schon Konkurrenz wittert. Noch aber ist die Unterwasserwelt am Ufer der Spree unfertig, obwohl es schon Probeläufe gibt. In gut vier Wochen könnten die erste Fische ihre Runden drehen. Fertig sind aber bereits die Fassaden des Radisson SAS Hotels mit seinen 429 Zimmern an der Karl-Liebknecht-Straße und am Spreeufer. Das Vier-Sterne-Hotel, in dessen Lobby der Aquadom entsteht, soll nach Auskunft von Difa-Sprecherin Susanne Kaschub im nächsten März eröffnet werden, der Gesamtkomplex Dom-Aquarée dann drei Monate später. Hotel und Aquadom seien aber völlig unabhängig voneinander, heißt es.

Noch ist offenbar vieles unklar, etwa der Vermietungsstand des größten Berliner Bauprojekts der Difa, die in der Stadt beispielsweise das Neue Kranzler-Eck errichtete. „Wir sind noch nicht in der heißen Vermietungsphase“, erklärt die Hamburger Unternehmenszentrale. Mit der Vermietung werde erst begonnen, wenn im November ein Musterbüro fertig sei. Und über Quadratmeterpreise von Büros, Läden und gastronomischen Betrieben will man sich auch nicht äußern, so dass die Berliner Immobilienbranche schon rätselt, ob hier die derzeit stadtüblichen Spitzenwerte von gut 25 Euro durchzusetzen sind. Sicher aber sind sich die Investoren, dass sie hier einen lebendigen kleinen Stadtteil schaffen wollen, mit glasüberdachten Passagen und kleinen Wegen, von denen einer Heiliggeist-Gasse heißt, weil nebenan die alte Heiligengeist-Kapelle steht. Die Investoren planen auch Wohnungen: Rund 80 „Residenzen“ sind vorgesehen, mit Balkonen und Terrassen auf der Spreeseite. Auch hier halten sich die Bauherren mit Preisvorstellungen zurück. Auf der anderen Seite des Gebäudekomplexes, an der Spandauer Straße, soll eine Tagesklinik entstehen. Ob sie wirklich eingerichtet wird, ist noch unklar.

Deutlich sichtbar aber ist, dass die dem Dom zugewandte Uferseite wieder bauliche Fassung bekommen hat. An der Anlegestelle wird bald ein Café eingerichtet. Ob später wirklich Wassertaxis anlegen können, ist noch fraglich. „Es war eine Idee des früheren Vorstands“, sagt die Difa. Vermutlich werden künftige Mieter erst mal übliche Dienstwagen fahren müssen.

Christian van Lessen

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