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Berlin: Banges Warten auf das Kairo-Flugzeug

Passagiere in Schönefeld brauchen derzeit Geduld

Die Stimmung im Schönefelder Flughafenrestaurant ist angespannt. Seit nunmehr vier Stunden lässt die Egyptair-Maschine aus Kairo auf sich warten. Zahlreiche Ägypter haben sich am Samstagnachmittag im Restaurant versammelt, wo sie aufgeregt mit ihren Familien telefonieren. „Wir sind alle sehr besorgt, es ist ein schlimmes Gefühl“, sagt ein Mann, der seine ägyptischen Bekannten zum Flughafen begleitet hat. „Sie müssen zurück, die Kinder warten.“ Die Verspätung könnte für seine Landsleute noch zur echten Tortur werden. „Wir kommen erst nach 20 Uhr an, dann gilt die Ausgangssperre und wir können den Flughafen nicht mehr verlassen“, lautet die Befürchtung.

Wegen der Ausgangssperre hatte Air Berlin bereits am Freitag einen Flug nach Kairo auf den nächsten Tag verschoben und den Passagieren kostenlose Stornierungen angeboten. Eine, die das Angebot annahm, ist die Berliner Lehrerin Thekla Schmidt. Sie war im Zug auf dem Weg nach München, um von dort aus nach Kairo zu fliegen und die Familie ihres Lebensgefährten zu besuchen. „Als ich am Flughafen ankam, war der Flug bereits gestrichen.“ Den Flug am nächsten Morgen wollte sie dann nicht mehr antreten. „Wie soll man seiner Familie erklären, dass man fliegt, obwohl tags zuvor der Flug wegen der Zustände in Kairo gestrichen wurde?“ fragt Schmidt. Als sie per Telefon von ihrer Gastfamilie in Kairo erfuhr, dass Panzer durch die Straßen rollen, beschloss sie endgültig, nach Berlin zurückzukehren. „Wir können nicht wissen, wie es sich entwickelt.“, gibt sie zu bedenken.

Das Auswärtige Amt rät inzwischen von „nicht unbedingt notwendigen“ Reisen nach Kairo ab. Dennoch läuft der Flugbetrieb in Berlin, abgesehen von Verspätungen, weitgehend ungestört, wie Flughafensprecher Ralf Kunkel bestätigt. Auch TUI-Sprecherin Anja Braun bestätigt, dass die meisten Urlauber sich von den Unruhen in Ägypten nicht abschrecken lassen. „Wir haben bei den Stornierungen keinen wesentlichen Anstieg verzeichnet“, so Braun. Allerdings seien Stornierungen bis Samstag noch kostenpflichtig gewesen, so dass die Zahl noch steigen könne. Vor allem habe man einen höheren Informationsbedarf bei den Kunden festgestellt. Die meisten Befürchtungen seien aber unbegründet. „90 Prozent unserer Kunden wollen an die Gebiete am Roten Meer, die von den Demonstrationen nicht betroffen sind“, erklärt Braun.

Trotzdem werden die ersten Reisenden, die aus Kairo zurückkehren, am Terminal A ein bisschen wie Helden empfangen. Zwei Kamerateams und zahlreiche Reporter stürzen sich auf die Rückkehrer. „Wir haben die Panzer auch nur auf CNN gesehen“, erzählt ein älterer Herr. Am Flughafen selbst habe es weder Militär noch mehr Polizei gegeben. Neben ihm schließt ein Palästinenser seine Familie wieder in die Arme. „Al-Hamdu Lillah“, ruft er: Gott sei Dank.Sidney Gennies

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