zum Hauptinhalt

Berlin: Bank lässt Gebäude an der Heerstraße zwangsversteigern und hüllt sich in Schweigen

Das Apart Hotel Westend an der Heerstraße 80 steht vor dem Aus - und die Pächterin Astrid Fricke weiß noch nicht einmal, warum. Nach ihren Worten läuft das Haus mit 37 Zimmern, vier Suiten und zwei Penthäusern gut, die Belegungsquote betrage derzeit 65 Prozent, steige weiter an.

Das Apart Hotel Westend an der Heerstraße 80 steht vor dem Aus - und die Pächterin Astrid Fricke weiß noch nicht einmal, warum. Nach ihren Worten läuft das Haus mit 37 Zimmern, vier Suiten und zwei Penthäusern gut, die Belegungsquote betrage derzeit 65 Prozent, steige weiter an. Erst vor wenigen Tagen war Peter Ustinov zu Gast, auch andere Prominente schätzen das citynahe Hotel zwischen Messegelände und Olympiastadion. Doch für den 19. Januar plant die Bankgesellschaft Berlin eine Zwangsversteigerung.

Wie die zwei 60er-Jahre-Bauten künftig genutzt werden sollen, behält das Geldinstitut für sich. Pächterin Fricke muss den Betrieb mit 15 Mitarbeitern jedenfalls auflösen. Die Bankgesellschaft teilte dem Amtsgericht Charlottenburg lapidar mit, dass man eine Verlängerung des am 31. Januar endenden Pachtvertrags ablehne, weil "die vorhandenen Interessenten (...) ein pachtfreies Objekt ersteigern wollen".

Wegen Zahlungsschwierigkeiten der privaten Eigentümer steht das Hotel bereits seit zwei Jahren unter Zwangsverwaltung. Der Schuldenberg soll 13,5 Millionen Mark betragen, der Verkehrswert des Grundstücks wurde auf 5,8 Millionen Mark taxiert.

Besonders erstaunt und erbost ist Astrid Fricke, weil sie Mitte 1997 von der Berliner Bank als Betreiberin ausgesucht worden war und das Geldinstitut damals sogar 700 000 Mark in das Hotel investierte. Die 59-jährige Pächterin hatte dort vorher zehn Jahre lang als Marketingdirektorin gearbeitet. Wegen der Zwangsverwaltung blieb der Pachtvertrag auf ein Jahr befristet, wurde aber zwei Mal verlängert. Der Sinneswandel der Bankgesellschaft, in der die Berliner Bank inzwischen aufgegangen ist, bleibt für die Hotelchefin rätselhaft. "Der Erwerber findet einen abgewickelten Betrieb vor", prophezeit sie. Schon jetzt musste sie dem Personal kündigen, das Haus aus den Hotelverzeichnissen streichen lassen und die Buchungen von Stammgästen und Messebesuchern für die Zeit nach Ende Januar stornieren.

Im September hatte es eine erste, ergebnislose Zwangsversteigerung gegeben. Laut Astrid Fricke bot eine Tochterfirma der Bankgesellschaft 5,5 Millionen Mark und schlug damit alle anderen Interessenten aus dem Feld, ohne dass der Eigentümerwechsel dann vollzogen worden sei. Jetzt suchte die Pächterin Unterstützung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) und Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner. Der stellvertretende IHK-Geschäftsführer Jörg Schlegel wandte sich daraufhin an die Bankgesellschaft mit der Frage, ob das Haus "wegen der guten Buchungssituation und Akzeptanz" doch erhalten werden könne. Aber in der Antwort wurde nur "eine nochmalige Prüfung etwaiger Möglichkeiten" in Aussicht gestellt. Auch Senator Branoner setzte sich "aus tourimuspolitischer Sicht" und wegen der 15 Arbeitsplätze für den Betrieb ein, erreichte aber nichts.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false