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Unter den Gleisen liegen die kaputten Fugen, die so genannten "FÜK"s

© Jochen Brockmann

Kaputte Bauteile an den Brücken: Bauarbeiten am Hauptbahnhof dauern länger

Am Hauptbahnhof wird wohl doch noch länger gebaut. Die Züge fahren erst am 21. Oktober wieder vollständig.

Die Bauarbeiten am Hauptbahnhof werden nicht pünktlich am 14. Oktober abgeschlossen. Ein Teil der Züge kann bis 21. Oktober nicht fahren. Die Pläne stimmen nicht mit der Realität überein. Eines der vier Bahnsteiggleise wird nicht wie angekündigt in der kommenden Woche fertig. Dies teilte die Bahn am Mittwoch mit.

Seit 10. September können zwischen Zoo und Hauptbahnhof keine Regionalzüge fahren, weil am Hauptbahnhof defekte Bauteile ausgetauscht werden müssen. Eigentlich wurde der Bahnhof erst 2006 fertiggestellt.

Ab dem am 14. Oktober sollte die Strecke wieder frei befahrbar sein, so der Plan der Bahn. Daraus wird nichts. "Wegen zusätzlicher Bauleistungen und Prüfungen musste der Bauablauf angepasst werden. Die Sperrzeit verlängert sich, damit der verspätet eingebrachte Beton die erforderliche Festigkeit erreicht", schrieb die Bahn. Züge der Linie RE2 werden weiter über Spandau, Gesundbrunnen und Ostkreuz umgeleitet. Die beiden Potsdamer Linien RB21 und 22 enden weiter in Charlottenburg anstatt in Friedrichstraße. Der IRE wird nach Gesundbrunnen umgeleitet. Als neues Datum der Fertigstellung nannte die Bahn den 21. Oktober, 22 Uhr.

Schriftlich teilte die Bahn diesen Grund mit: Es "wurden Abweichungen zwischen den Bestandsbauwerken und den Bestandsplänen festgestellt". Und zwar beim "Rückbau der bisher eingebauten FÜK", wie es weiter hieß. FÜK - diese Abkürzung für Fahrbahnübergangskonstruktion werden sich die Berliner merken müssen.

Am Hauptbahnhof wurden die falschen FÜKs eingebaut Diese Fugen sind Konstruktionen, mit denen die zahlreichen Brücken am Hauptbahnhof miteinander verbunden sind. Bereits kurz nach Eröffnung 2006 stellte sich heraus, dass die Fugen den Belastungen nicht standhalten, Schrauben lockerten sich.

Seit 2011 müssen die Züge deshalb langsamer fahren. Dem Vernehmen nach ist damals zuviel Beton verwendet worden, die Grundplatte war dicker als von den Ingenieuren geplant und eingezeichnet. Wer letztlich den Fehler verursacht habe, werde sich sicher nicht klären lassen, hieß es bei der Bahn. Deswegen könne man auch niemand mehr zur Rechenschaft ziehen.

Zeitdruck beim Bau wegen Fußball-WM

Es war damals der Zeitdruck, der Bahnhof sollte zur Fußball-WM unbedingt fertig werden. Deshalb wurde damals keine kurventaugliche Fuge entwickelt. Es wurden die Standard-Fugen für gerade Gleise eingebaut – die waren bereits nach einem Jahr kaputt. Bekanntlich liegt der Hauptbahnhof oben in einer weiten Kurve. Diese Schluderei beim Bau wird Berlin noch über Jahre nerven.

Denn in den vergangenen Wochen wurden nur testweise zwei der Fugen ausgetauscht - von insgesamt 38. Diese beiden neuen FÜKs sollen zwei Jahre lang wissenschaftlich beobachtet werden. Die echten, großen Sperrungen stehen dem Hauptbahnhof also noch bevor, einen auch nur groben Zeitplan gibt es nicht.

Klar ist nur, dass die Fugen an den S-Bahn-Gleisen nicht zusammen mit denen an den Fernbahn-Gleisen erneuert werden können – eines der beiden Verkehrsmittel muss fahren, damit der Verkehr in der Innenstadt nicht zusammenbricht. Wegen des Zeitdrucks beim Bau erhielt der Bahnhof auch nur ein verkürztes Dach.

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