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Berlin: Baukommission beklagt neue Terminnöte beim Bundestagsneubau

Von bis zu sechs Wochen Verzug bei den Fassaden-, Fenster- und Putzarbeiten für das Paul-Löbe-Haus musste gestern die Baukommission des Bundestags berichten. Der lange Riegel aus Sitzungs- und Büroräumen, der zwischen dem Reichstagsgebäude und der Spree entsteht, gilt als Sorgenkind.

Von bis zu sechs Wochen Verzug bei den Fassaden-, Fenster- und Putzarbeiten für das Paul-Löbe-Haus musste gestern die Baukommission des Bundestags berichten. Der lange Riegel aus Sitzungs- und Büroräumen, der zwischen dem Reichstagsgebäude und der Spree entsteht, gilt als Sorgenkind.

Die Verzögerungen beim Rohbau der West-Fassade, offenbar durch den Baugrund und die Arbeiten zur künftigen U-Bahnstation am Reichstag verursacht, hätten bewirkt, dass es fast keine gültigen Terminvereinbarungen mehr gibt und Fristen von Fall zu Fall entschieden werden müssten. Es sei fast schon zu befürchten, dass sich mit dem Projekt bald mehr Juristen als Bauingenieure beschäftigten, sagte der Vorsitzende der Baukommission, Dietmar Kansy.

Die Abgeordneten hatten sich zuvor bei ihrer Sitzung von der Bundesbaugesellschaft über den aktuellen Planungsstand berichten lassen. War man noch im Januar "sehr zufrieden" gewesen, so ist die Stimmung nun wieder gedrückt. Die Verzögerungen gelten zwar als erträglich, weil das Paul-Löbe-Haus zum Jahresende ohnehin zwei Monate früher als geplant fertig werden sollte; doch mit Verzögerungen an einer Stelle sehen sich offenbar auch andere Firmen nicht mehr in der Lage, ihren Zeitplan einzuhalten. Möglicherweise gibt es "Leistungsanordnungen" des Bauherrn und kostspielige juristische Auseinandersetzungen, die allerdings als Prozessrisiko einkalkuliert sind. Die Baukommission glaubt deshalb, dass der Kostenrahmen nicht gesprengt wird. Kritisch wurde vermerkt, dass die Zahl der Facharbeiter auf den Baustellen nicht den Erwartungen entspricht.

Kansy kam beim Hinweis auf die Verzögerungen - beim Jakob-Kaiser-Haus an der Dorotheenstraße ist die Terminlage auch recht gespannt - auf die geplante U-Bahn zu sprechen, die das Gelände berührt, die so genannte Kanzler-Linie. Die Baukommission werde sich nicht in die Berliner Verkehrsdiskussion einmischen und "in dieses Haifischbecken springen", sagte der Bundestagsabgeordnete. Aber dann stellte er doch den Nutzen dieser Linie für den Bund in Frage, wies auf die schon günstigen Bus- und Bahnverbindungen hin und gab außerdem zu bedenken, dass der Kanzler wohl kaum jemals mit dieser Linie fahren werde.

Beim Marie-Elisabeth-Lüders-Haus am anderen Ufer der Spree läuft alles planmäßig. Hier werden auch Teile der Mauer dokumentiert und als Mahnmal in das Gebäude einbezogen. Dieser Bundestagsbau wird Ende nächsten Jahres fertig sein, das Jakob-Kaiser-Haus vermutlich Ende Februar 2001. Für alle drei Bundestagsbauten sind fast 1,8 Milliarden Mark veranschlagt.

Bei der Sitzung ging es auch um die Kunst: Die Baukommission drängt darauf, dass in den Gängen des Reichstags auch alte Bilder, die mit seiner Geschichte zu tun haben, aufgehängt werden. Dies sehe auch ein Konzept des Architekten Norman Foster vor, nach dessen Plänen der Reichstag umgebaut wurde. Man habe aber den Eindruck, dass der Kunstbeirat des Bundestags nur zeitgenössische Kunst ausstellen wolle. Eine gemeinsame Sitzung soll das klären.

C. v. L.

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