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Berlin: Bebel Bar

Ja! In diesem eher trägen Jahr der Berliner Barszene gibt es plötzlich ein Highlight.

Von Frank Jansen

Ja! In diesem eher trägen Jahr der Berliner Barszene gibt es plötzlich ein Highlight. Und das an einem Ort, den der drinking man nie vermutet hätte: Ausgerechnet in einem Hotel, in Berlin meist eine dem tourist mainstream dienende Unterbringungsmaschine mit Bar-Surrogat, geht ein Fixstern des elegant drinking auf. Nun gut, es ist auch nicht irgendeine Herberge. Das Hotel de Rome, erschaffen von Sir Rocco Forte in der einstigen Zentrale der Dresdner Bank, galt schon vor der Eröffnung im Oktober als Kronjuwel der Berliner Hotellerie. Dieser Ruf verpflichtet. Erst recht bei der Bar. Und es gelingt: Trotz kleiner Mängel, die anfangs auch bei einem Fünf-Sterne-Haus nicht ausbleiben, vermag die Bebel Bar im Hotel de Rome zu faszinieren.

Das Interieur ist nach Art-déco-Vorbild gestaltet. Auf den eleganten, halbrunden Übergang vom ersten, hohen Raum zum zweiten mit der strengen Gerade des Tresens folgen ein paar Schritte weiter jungwilde Gemälde und braune Samttapeten. Die Gäste können in nüchtern-dunkle Lederfauteuils sinken oder in tiefen, mit hellblauem, chintz-artigen Material bespannten Thronen residieren. Und durch die großen Fenster das Treiben auf dem Bebelplatz studieren. Sehr schön.

Die überaus reizende Servierdame brachte eine üppig anmutende Karte, die aber noch ein work in progress zu sein scheint. Nur ein Teil der Cocktails war beschrieben, bei den Margaritas fehlte das erste „r“. Offenbar ist das Opus noch nicht fertig komponiert. Immerhin werden zwölf Gin-Sorten angeboten.

Das drinking couple und ein befreundetes Paar bekamen zunächst (obwohl inkognito erschienen) als Geste des Hauses vier Pinnchen mit zähflüssigem Kaktuslikör serviert. Dann folgten ein Strawberry-Mint-Daiquiri (geschmacklich wunderbar, aber nicht kalt genug), ein Gimlet (stark und gut), ein fantastischer Mango-Ingwer-Caipirinha (in einem schlanken, langen Glas), ein sehr bitterer Singapore Sling und als virgin drink ein Angle Pie (Passionsfrucht, Erdbeer, Limetten, Mango), den die compañera als „sehr erdbeerig“ genoss.

Das Publikum war gemischt. Jungreiche Amerikaner, recht ausgelassen, mischten sich unter teuer parfümierte Paare mittleren Alters. Eine Combo intonierte ein wenig zu laut die üblichen Klassiker wie The Girl from Ipanema. Doch wirklich zu kritisieren gab es nichts. In der neuen Tiefgarage unter dem Bebelplatz stießen drinking couple und Freundespaar auf einen Alkoholtestautomaten. Wie wirken also Sir Fortes Cocktails physisch? Einmal 0,28 Promille, einmal 0,2 – dann war der Apparat kaputt. Aber auch die Zahlen waren fragwürdig. Vorsichtshalber sei nicht verraten, wer sich ans Steuer gesetzt hat.

Bebel Bar im Hotel de Rome, Behrenstraße 37, Mitte, Tel.: 460 60 90, geöffnet täglich von 10 bis 2 Uhr früh

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