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Berlin: Begleiterin auf dem letzten Weg

Martina Fritsche-Schulz betreut Sterbende. Die Helfer des Hospizdienstes brauchen dringend Spenden

Karin Schrader hatte Krebs und wusste, dass sie bald sterben würde – mit Mitte 50. Wegen ihrer Schulden sollte ihr Haus zwangsversteigert werden. Als sie schließlich im Krankenhaus auf den Tod wartete, hatte sie nicht einmal genug Geld für eine Telefonkarte – dabei hätte sie so gern öfter mit ihren Töchtern telefoniert.

Doch zum Glück war Martina Fritsche-Schulz für sie da. Die ehrenamtliche Mitarbeiterin des ambulanten Hospizdienstes Christophorus saß regelmäßig am Sterbebett, sprach mit Banken und Anwälten – und bezahlte die Telefonkarte. Als die Adventszeit kam, schmückte sie das Zimmer von Frau Schrader mit Tannenzweigen und einer Weihnachtspyramide. „Manchmal kann man die Sterbenden mit kleinen Dingen glücklich machen“, sagt Frau Fritsche-Schulz mit ihrer warmen, freundlichen Stimme.

Mitunter sind die letzten Wünsche kostspieliger: Manche Todkranke möchten Familienmitglieder aus dem Ausland noch einmal sehen; doch viele können sich den Flug nicht leisten. Auch dafür braucht der Hospizdienst Spendengelder. Noch einmal das Meer sehen – das wünschte sich eine andere Krebspatientin. Die Mitarbeiter des Hospizdienstes kümmerten sich um Spenden und bezahlten ihr eine dreitägige Reise. Ein letztes Mal konnte sich die Sterbende so an ihre Kindheit mit den Ferien an der Ostsee erinnern. Ihr Mann und eine Ehrenamtliche sorgten für sie. Wie ein kleiner Schatz wird das Foto der glücklichen Patientin im Strandkorb noch immer im Büro des Hospizdienstes aufbewahrt. Die Ehrenamtlichen wie Martina Fritsche-Schulz sitzen zwei- bis dreimal pro Woche am Bett eines Sterbenden zuhause oder im Hospiz. Wenn es dem Ende zugeht, täglich. Und das zusätzlich zu ihrer Tätigkeit als freiberufliche Buchhalterin. Alltag für die Mitarbeiter bedeutet aber auch, Geld für Alltägliches vorzustrecken – Geld, dass sie nur selten zurückbekommen: für Fahrtkosten, Telefongespräche. Oder für die Installation des Computers für einen Patienten mit Kehlkopfkrebs, der nicht mehr sprechen konnte. So konnte er wenigstens per E-Mail kommunizieren. Spenden braucht der Hospizdienst auch für Seminare zur Schulung der Ehrenamtlichen.

Mit den Sterbenden über den Sinn ihres Lebens sprechen – das ist Thema des nächsten Seminars. Frau Fritsche-Schulz hat dafür eine besondere Begabung; und sie selbst sagt, dass sie bewusster und dankbarer durch ihre Aufgabe geworden ist. Bei einem Patienten ließ sie nicht locker: Der Mann hielt sein Leben für sinnlos und erzählte schließlich doch freudestrahlend zwei Stunden lang von seinen Südseereisen. Vergangene Woche ist er gestorben – mit all den glücklichen Erinnerungen im Kopf.

Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“ Kto.-Nr. 25 00 30 942, Berliner Sparkasse, BLZ 100 500 00. Online-Banking ist möglich. Bitte notieren Sie Namen und Anschrift für den Spendenbeleg. Internet: www.tagesspiegel.de/spendenaktion

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