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Und weg war er. Zuletzt hatte ein Agila für Heidi Hetzers Opel-Filiale an der Knobelsdorffbrücke geworben. Kurz nach der Wende war es auch schon mal ein Trabbi.

© dapd

Behördenärger: Und weg war der Blitz

Drei Jahrzehnte thronte ein Auto als Blickfang auf Heidi Hetzers Charlottenburger Opel-Filiale. Jetzt musste es verschwinden. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sah darin eine Unfallgefahr.

Der Opel auf dem Dach war so vertraut wie das nahe ICC oder der Funkturm, ein Anblick, an den man sich gewöhnt hatte, eines der kleinen inoffiziellen Wahrzeichen der Stadt. Und wer aus der Ferne kam, etwa nach der Avus auf die Stadtautobahn gen Norden einbog und ihn dort, wo die Knobelsdorffstraße den Stadtring überspannt, mit einst sogar blinkenden Lampen auf dem Vordach der Opel-Niederlassung von Heidi Hetzer erblickte, wusste sofort: Ich bin zu Hause. Rund drei Jahrzehnte hatte die Firmenchefin oben auf dem Dach wie auf einer Rampe ein Fahrzeug des von ihr vertriebenen Fabrikats mit dem Blitz-Logo postiert, und es sah immer ein wenig so aus, als wollte es gleich lossausen und sich in die endlose Blechschlange unter ihm einfädeln. Kurz nach der Wende war es auch mal ein Trabbi, das hat damals viele begeistert. Zuletzt stand dort ein Agila.

Neuerdings aber ist dieses inoffizielle Wahrzeichen des Westens verschwunden, klafft eine Lücke in der Skyline von Charlottenburg. Doch während der Russenpanzer am alten Übergang Dreilinden, noch so ein ehemals vertrautes, freilich gruseliges Heimatdenkmal, immerhin von Künstlerhand durch eine alte Schneefräse ersetzt wurde, ist für den Opel kein Ersatz geplant.

Die Leerstelle auf dem Dach zeugt vom Wechsel im Hause Hetzer, der zum Monatswechsel vollzogen wurde, aber ebenso von einem sich schon länger hinschleppenden Streit mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die an der automobilen Reklame Anstoß nahm. Zum 1. August kaufte die Unternehmensgruppe Dinnebier, in Berlin mit Ford, Opel und weiteren Marken präsent, die traditionsreiche Firma Hetzer mit ihren Filialen in Charlottenburg und Steglitz. Initiativ beim Freiräumen des Autodachs wurde aber nicht der neue Besitzer, sondern Heidi Hetzer selbst, der das nur verpachtete Firmengebäude – ursprünglich das erste, damals noch Autohotel genannte Motel Deutschlands – nach wie vor gehört. Der ohnehin motorlose Opel auf dem Dach, der ihr vom Autokonzern für Werbezwecke überlassen worden war, wurde kurz vor dem Wechsel in ihrem Auftrag verschrottet. Sie selbst hat sich das Schauspiel seines Endes erspart und nahm am fraglichen Tag lieber an einer Oldtimerrallye teil: Das Trauerspiel wollte sie nicht mit ansehen, es ging ihr zu nahe.

Es sollte aber auch ein Schlussstrich sein unter einen Streit mit den Behörden: Jahrzehntelang hatte sich an dem Auto auf dem Dach, an Heidi Hetzers Rennfahrerinnen-Logo an der Fassade sowie den Fahnen auf dem Firmengelände niemand gestört, nun sollten sie plötzlich weg, beklagt die streitbare Ex-Chefin. Für die aus Norden kommenden Autofahrer, auf der vom Firmengelände entfernteren Fahrbahn unterwegs, sei die Reklame kein Problem, sie sei weit genug entfernt. Für die aus Süden kommenden sei sie zu nah, Fahrer könnten abgelenkt werden, daher stelle sie eine potentielle Gefahr dar, gibt sie die Position ihrer amtlichen Kontrahenten wieder. Aber es sei doch in 30 Jahren nie etwas passiert, mokiert sie sich.

Dem Opel hatte sie wegen des Streits schon vor einiger Zeit die Blinklichter ausgeknipst und ihn nun ohnehin entsorgt, auch als Zeichen des guten Willens, wie sie sagt. Dass ihr Logo verschwinde, sei ebenfalls nur eine Frage der Zeit, schließlich habe Dinnebier das ja nicht gekauft. Dennoch ist der Streit weiterhin vor dem Verwaltungsgericht anhängig, wie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bestätigt. Es gehe ja auch darum, wie künftig dort geworben werden dürfe, erklärt Heidi Hetzer, die trotz des Besitzerwechsels mit den Problemen der Firma noch immer nicht ganz abgeschlossen hat.

Der Streit habe Anfang 2011 begonnen, heißt es seitens der Behörde. Damals sei festgestellt worden, dass die Reklame ohne Genehmigung angebracht worden war. Ein Antrag auf nachträgliche Zulassung sei teilweise versagt worden, gegen diese Entscheidung habe Heidi Hetzer Rechtsmittel eingelegt. Auch das Auto auf dem Dach habe man nicht genehmigt, der Grund sei eine Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit: Autofahrer könnten abgelenkt werden. Eine Anordnung zur Beseitigung des Opels sei aber noch nicht ergangen. Das ist jetzt auch nicht mehr nötig: Er ist ohnehin verschwunden.

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