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Berlin: Bei den Grünen kommt die Farbenlehre durcheinander

Die Parteispitze könnte sich Schwarz-Grün durchaus als eine Zukunftsoption vorstellen: An der Basis sind nur 25 Prozent dafür

Von Sabine Beikler

Was haben sich Grüne und CDU nicht jahrelang für Verbalinjurien an den Kopf geworfen! Die Ökos schimpften über die „Law- and-Order-Partei“, „Landowskys Schwarze Horden“, die „Filz- und Korruptionspartei“ oder über die „Kriminellen Vereinigung“. Die CDU wiederum wetterte über die „Schmuddelkinder“, die „Anti-Berliner“, über die „Chaoten-Partei“ oder die „Ersatz-Kommunisten“.

Auch wenn die Zeit der Anfeindungen im Parlament einem Klima der sachlichen, punktuellen Zusammenarbeit gewichen ist: Grünen-Anhänger haben immer noch große Vorbehalte. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Grünen lehnen 75 Prozent Schwarz-Grün ab und favorisieren Rot-Grün. Schwarz-Grün ist bei Grünen-Anhängern schlechter angesehen als bei allen Wählern, von denen sich 35 Prozent ein Bündnis von CDU und Grünen vorstellen können. Man kann diese Zahlen auch anders betrachten: Immerhin jeder vierte Grünen-Anhänger würde Schwarz-Grün in Berlin begrüßen – vor zehn Jahren undenkbar. Dies ließe „Entwicklungen in beide Richtungen“ zu, folgert die Fraktionsführung. Für Parteichefin Almuth Tharan und Grünen-Politiker Wolfgang Wieland kommt das klare Ergebnis gegen Schwarz-Grün überraschend. Warum sollten wir uns nicht nach der CDU umsehen, fragen sich nämlich viele Grünen-Politiker. Die Erfahrungen mit schwarz-grüner Zusammenarbeit auf Bezirksebene wie in Mitte werden positiv bewertet. Dass es der Basis schwer fällt, sich eine Kooperation mit der CDU vorzustellen, kann Wieland nachvollziehen: Das „Feindbild CDU“ sei eben noch vorhanden. Die Parteispitze wolle die CDU für die Basis aber nicht „schönreden“.. Und außerdem, ergänzt Fraktionschef Volker Ratzmann, stünde man nicht vor Neuwahlen. Die Koalitionsdiskussion stehe erst in zweieinhalb Jahren an.

„Die Grünen brauchen eine Option außerhalb der SPD“, sagt Tharan. Nur sehe man bei der CDU derzeit keine Erneuerung: Wieland und Fraktionschef Volker Ratzmann können sich eine Zusammenarbeit in der Innen-, Rechts- oder Flüchtlingspolitik kaum vorstellen. Doch gegen diese Vorbehalte stehen andere Erfahrungen: Die CDU ist in vielen Grünen-Augen ein zuverlässigerer Partner als die SPD. Die Sozialdemokraten würden Absprachen oft unterlaufen und kämen von ihrem „hohen Ross“ nicht mehr runter. Die SPD lasse es die Grünen spüren, dass man derzeit nicht auf sie angewiesen sei. Sie habe in der PDS ja auch den „pflegeleichteren Partner“, stichelt Wieland.

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