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Berlin: Beim 14. Handy lief die Kamera mit

Bewährungsstrafe für eine diebische Putzfrau bei Verdi

Bei Verdi putzte sie wirklich gern. „Die Leute da waren immer nett“, schluchzte die 39-Jährige gestern vor dem Amtsgericht Tiergarten. Die gute Zeit bei der Dienstleistungsgewerkschaft endete für Monika D. (Name geändert) vor fünf Monaten. Da wurde die diebische Putzfrau auf frischer Tat ertappt: Verdi hatte eines der Büros am Potsdamer Platz per Videokamera überwachen lassen. Weil seit Monaten Dinge von Schreibtischen oder aus Schubladen verschwunden waren. Als sie zum 14. Mal ein Mobiltelefon stehlen wollte, wurde die Reinigungskraft enttarnt.

Tränenreich suchte die Angeklagte nach Erklärungen: „Es war wie eine Sucht, ich konnte mich nicht wehren, ich leide unter Depressionen.“ Ihr Ehemann trinke und habe ihr nur 50 Euro in der Woche als Haushaltsgeld für die dreiköpfige Familie zugeteilt. „Da habe ich damit angefangen.“ Die Handys wollte sie eigentlich zu Geld machen. Ein Gerät verhökerte sie, die meisten aber will Monika D. aus Angst im Müllcontainer entsorgt haben.

Vier Monate lang stahl Monika D. im Gewerkschaftshaus, ließ Handys, 60 Euro und Computerzubehör mitgehen. Als sie Ende Oktober vergangenen Jahres entlarvt wurde, spürte sie, dass auch bei der Gewerkschaft irgendwann Schluss ist mit der Solidarität. Ihr wurde fristlos gekündigt. Seitdem ist sie arbeitslos. Von ihrem Mann will sich die Frau aus Charlottenburg nun trennen. Und wegen ihrer psychischen Probleme hat sie sich in Behandlung begeben.

Eine milde Geldstrafe auf Bewährung wäre nach dem Geschmack der Verteidigerin gewesen. Der Richter aber verhängte wegen Diebstahls in 21 Fällen acht Monate Haft auf Bewährung. Zwar habe sich die Angeklagte in einer schwierigen Situation befunden. „Aber Sie missbrauchten eine Vertrauensstellung“, hielt er ihr vor. Auch sein Büro wird geputzt, wenn er nicht im Raum ist. Auch er muss sich auf die Ehrlichkeit der Reinigungskräfte verlassen. „Man kann doch nicht alles, was im Dienstzimmer liegt, in den Panzerschrank schließen.“

Kerstin Gehrke

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