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Berlin: Beim Einchecken gibt’s Kondome

In Hostels und anderen Billig-Unterkünften ist zur Love Parade kein Bett mehr frei

Die Love Parade naht und mit ihr füllt sich die Stadt. „Wir sind schon ein ganzes Weilchen ausgebucht“, sagt Oliver Winter, Geschäftsführer der A&O Hostels am Bahnhof Zoo und in Friedrichshain ist zufrieden. Seit April haben die Raver bei ihm gebucht. „Wir sind bis auf die letzte Matratze belegt.“ Insgesamt 1000 Betten zählen die beiden Hostels. Für die Raver gibt es auch einen speziellen Love-Parade-Service. „Zum Frühstück teilen wir Tabletten gegen Kater aus. Und beim Einchecken gibt es Kondome.“ Oliver Winter sieht dem kommenden Wochenende eher gelassen entgegen, denn die Raver kommen zum Schlafen und nicht zum Feiern zurück ins Hostel. „Bei uns im Haus ist es zur Love Parade dann sogar ein bisschen ruhiger als sonst.“ Und weil die Technofans nach den durchfeierten Nächten ausschlafen, wird auch beim Auschecken ein Auge zugedrückt, wenn es später als 12 Uhr wird.

Bei den Organisatoren der Parade dagegen „brennt gerade die Luft“. Adina Popescu, Pressesprecherin der Love Parade, macht sich über Besucherzahlen erst Gedanken, wenn der Zug am Sonnabend zum Stehen kommt. Im Moment rechnet sie mit „zwischen 500000 und 700000 Besuchern“. Um mehr Betten für Raver zu besorgen, haben sich die Love Parade-Macher dieses Jahr eine Partnerschaft der Zimmervermittlung berlinzimmer.de ausgedacht. Ab 15 Euro gibt es dort Zimmer. Viele Vermieter haben sich auf den Aufruf zur Gastfreundschaft gemeldet und bieten ihre Wohnung kurzfristig an. 4500 Betten wurden bisher vermittelt.

Viel entspannter sieht es bei den teuren Hotels aus. „Wir liegen leicht unter dem Stand der Reservierungen des Vorjahres“, sagt Natascha Kompatzki, Sprecherin der Berlin Tourismus Marketing. „Aber der Trend geht mehr denn je zum kurzfristigen Buchen. Das Wetter ist für viele Besucher ausschlaggebend, sich im letzten Moment noch für die Love Parade zu entscheiden.“ Vor allem günstige Quartiere werden gebucht, aber auch Mittelklassehotels, und manche Eltern haben in den vergangenen Jahren auch schon mal ein Zimmer im Fünfsterne-Hotel für ihre Sprösslinge spendiert. Die Raver haben nach Einschätzungen der Berlin Tourismus Marketing in den besten Jahren bis zu 100 Millionen Euro eingespielt. Selbst bei den preiswerten Unterkünften besteht kein Grund zur Panik. „Mit etwas Glück findet man noch etwas zwischen 20 und 30 Euro die Nacht“, schätzt Natascha Kompatzki.

Für die Parade ist schon alles bereit. Insgesamt 2100 Personen packen mit an, darunter 400 Ordner. Der Malteser Hilfsdienst kommt mit knapp tausend Helfern und 40 Ärzten. 600 Toiletten werden aufgestellt, über 10 Kilometer Zaun und Absperrung werden entlang des Zuges stehen. Über 500 Journalisten aus aller Welt haben sich schon für die Love Parade angemeldet. Vor allem im Ausland interessiert Europas größte Open-Air Party immer mehr. „In Kapstadt und Tel Aviv sind neue, sehr lebendige Love Parades am Entstehen. Da wollen die Menschen mehr über die Mutter der Parade erfahren“, erklärt ein Sprecher der Veranstaltung.

BVG und Bahn haben auch vorgesorgt. Über 5000 „Rave&Spar-Tickets“ sind bereits bei der Bahn über den Tisch gegangen. Das Ticket ist 60 Prozent billiger als die normale Hin- und Rückfahrt. 35 Sonderzüge bringen die erwarteten 150000 Technofans nach Berlin, weitere Züge stehen bereit, wenn es mehr werden. Die BVG stockt auch mit Zügen auf. Nachts sollen die Raver höchstens 15 Minuten auf die U-Bahn warten. Die S-Bahn plant 300 zusätzliche Fahrten ein. Mit dem „No limit“-Ticket können die Parade-Besucher für sieben Euro das von Freitag, 18 Uhr, bis Sonntag, 24 Uhr, unbegrenzt durch Berlin fahren. Letztes Jahr holten sich 100000 Raver das Ticket.

Beruhigt können zum ersten Mal auch die Anwohner sein, die in den letzten Jahren durch wilde Camper und überall parkende Raver gestört wurden. Über 500 Halteverbotsschilder und etliche Hinweisschilder sollen im Hansaviertel stehen. Durch kommt nur, wer einen Einfahrtsschein hat. Den haben schon über 600 Berliner im Büro in der Händelallee 20 abgeholt.

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