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Berlin: Beklemmend

Wir schauen entsetzt nach Sachsen-Anhalt, wo ein Jugendlicher von Mitschülern gezwungen wurde, ein Schild mit einem unsäglichen Spruch zu tragen. Wir sind immer wieder aufs Neue überrascht, wie weit Neonazis ihr Netz gespannt haben, wie weit dumpfe, ignorante Dummheit um sich greift.

Wir schauen entsetzt nach Sachsen-Anhalt, wo ein Jugendlicher von Mitschülern gezwungen wurde, ein Schild mit einem unsäglichen Spruch zu tragen. Wir sind immer wieder aufs Neue überrascht, wie weit Neonazis ihr Netz gespannt haben, wie weit dumpfe, ignorante Dummheit um sich greift. Rot-Rot in Berlin hat sich in den Koalitionsverhandlungen auf ein Landesprogramm zur Bekämpfung des Rechtsextremismus geeinigt; eine theoretische Übung, deren Auswirkungen hoffentlich bald zu beobachten sind. Vorab sollten schon ganz kleine Schritte in die Tat umgesetzt werden, nicht nur vom Land Berlin, von jedem Einzelnen, auch von so wichtigen öffentlichen Einrichtungen wie der BVG. Ihre Mitarbeiter sollten sich beispielsweise den U-Bahnhof Kurfürstenstraße einmal genauer ansehen. Da gibt es in Höhe Potsdamer Straße zwei nebeneinander stehende, beschmierte Ticket-Automaten. Auf dem einen ist deutlich das Wort „Arier“ zu lesen, gleich vierfach. Das schon seit Tagen. Selbstkritisch sei zugegeben, dass ein schneller Anruf bei der BVG dem Spuk vermutlich längst ein Ende gemacht hätte. So bleibt die beklemmende Erkenntnis, dass Tage nichts passiert, dass sich zwar viele Leute ärgern und schämen mögen, aber nichts dagegen tun. Allein mit „Schwamm drüber“ ist es nicht getan.

Christian van Lessen

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