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Berlin: Bellini Lounge

Die Bellini Lounge teilt das Schicksal der Bars, die einmal bejubelt worden sind. Sie müssen danach öfter als durchschnittliche Lokale ihre Klasse beweisen und werden deshalb in einem kürzeren Rhythmus getestet.

Von Frank Jansen

Die Bellini Lounge teilt das Schicksal der Bars, die einmal bejubelt worden sind. Sie müssen danach öfter als durchschnittliche Lokale ihre Klasse beweisen und werden deshalb in einem kürzeren Rhythmus getestet. Mittelmaß kann ja ewig währen, da ist es langweilig, mindestens einmal pro Jahr aufzuschlagen. Aber bei einer herausragenden Bar will man schon wissen, ob der Höhenflug anhält. So beschlossen drinking man und compañera, die Bellini Lounge aufzusuchen. Die im letzten Jahresranking zur Überraschung einiger Leser (und offenbar auch der Barcrew) auf Platz 1 gelandet war. Ob sie dort ein halbes Jahr später weiterhin thronen darf, schien eine Frage immenser Dringlichkeit zu sein (irgendeinen Vorwand, in einer favourite bar zu trinken, findet das drinking couple ja immer).

Es war dann auch richtig schön. Im rechten Hauptraum tummelten sich im Wandaquarium bunte Fische, an den kleinen, runden Tischen mit den gebrochenen Metallplatten saßen Pärchen und Cliquen, durch die großen Türscheiben konnte man flanierende Touristen, Prostituierte und Punk-oder-Hiphop-odersonstwie-angeschrillte Jungmenschen herumduseln sehen. Was in Berlin so üblich ist. Eine kecke Servierdame brachte die Karte. In der sich 95 Sorten Rum finden. 95 Gründe für 95 Thekentänze. Und wenn man noch an die anderen Spirituosen denkt! Und erst recht an die vielen Cocktails, die in der Bellini Lounge gemixt werden. Der drinking man beschloss, seinen Arbeitsplatz hierhin zu verlegen. Adieu, Redaktion!

Das Schreiben fällt viel leichter, wenn dazu Drinks wie der Planter’s Punch (klassisch gelungen) und der Bellini (perfekt) bereitgestellt werden. Und ein Grand Parisian (Grand Marnier, Wodka, Cranberry Juice, Orangensaft) in einem schönen, langen Longdrink-Glas sowie für das Finale eines Textes ein blutroter Blueberry Jumper (Caramel- und Vanillesirup, Zitronensaft, Kirschsaft, Blaubeersaft) mit einem anheimelnden Aroma, das an Lebkuchen erinnert. Es wäre allerdings nett, zu den Cocktails würde ein Glas Wasser gereicht. Auch Schälchen mit Knabbereien wären gern gesehen. Dann dürfte die Bellini Lounge noch lange zur Spitzengruppe im Ranking zählen. Der drinking man will ja nicht seinen neuen Arbeitsplatz verlieren.

Bellini Lounge, Oranienburger Straße 42, Mitte, Tel.: 97 00 56 18, geöffnet sonntags bis mittwochs 15 bis 3 Uhr, donnerstags bis 4 Uhr, freitags/samstags bis 5 Uhr

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