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Warten aufs Geld. Die Zahlungsmoral der Flughafengesellschaft lässt zu Wünschen übrig, so zumindest die Kritik von am Bau beteiligten Firmen.

© dapd

Baustelle Großflughafen: BER-Firmen warten seit Monaten aufs Geld

Unternehmer kritisieren die Zahlungsmoral der Flughafengesellschaft, die weist die Vorwürfe zurück. Unterdessen suchen rund 1000 Arbeiter nach einer Lösung für die Brandschutzanlage.

Von Matthias Matern

Einem internen Bericht der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) zufolge waren die neu errichteten drei Parkhäuser am Großflughafen BER „Willy Brandt“ bereits im März fast fertig und hätten längst abgenommen werden sollen. Im sogenannten Controllingbericht, den die FBB Mitte März für die Aufsichtsratssitzung im April vorbereitet hatte, heißt es, die Arbeiten an den drei Parkhäusern der Airport City seien „nahezu abgeschlossen“. Die behördliche Abnahme sowie die Übergabe an die Betriebsbereiche seien für Ende April 2012 geplant. Wie berichtet hatte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Berlin-Brandenburg, Axel Wunschel, am Mittwoch Verzögerungen von Bauabnahmen und Endabrechnungen auf der BER-Baustelle beklagt. Allein für die Parkhäuser seien Beträge in Höhe von 60 Millionen Euro offen. Auf die Abnahme der Gebäude würden die Firmen mindestens seit einem Monat warten.

Tatsächlich hatte die Flughafengesellschaft, die zugleich Bauherr und künftiger Betreiber des Flughafens ist, eine Summe von 61,9 Millionen Euro für den Bau von drei Parkhäusern veranschlagt. Ausgeführt wurde der Auftrag gemeinsam von der Stahl und Verbundbau GmbH und der Porr Deutschland GmbH, beide mit Sitz in Berlin. Die Grundsteinlegung erfolgte am 28. September 2010. Vorgesehen war eine Bauzeit von 14 Monaten. Die Parkhäuser sollten insgesamt 7800 Stellplätze bieten und somit 80 Prozent aller für den BER vorgesehenen Parkplätze abdecken. Laut Internetseite der Stahl und Verbundbau GmbH waren die Bauarbeiten bereits im Oktober 2011 abgeschlossen. Zu den Vorwürfen gegen die FBB wollte sich die Geschäftsführung am Donnerstag nicht äußern.

Bildergalerie: Der unfertige Flughafen

Kritisch zur Zahlungsmoral auf der Flughafenbaustelle hatte sich am Mittwoch auch die Fachgemeinschaft Bau Berlin-Brandenburg geäußert. Deren Hauptgeschäftsführer, der von 2006 bis 2009 amtierende Brandenburgische Infrastrukturminister Reinhold Dellmann, bezeichnete den dortigen Umgang mit von Firmen erbrachten Leistungen als „in Teilen nur suboptimal“. Die Flughafengesellschaft hingegen hatte die Kritik zurückgewiesen und lediglich mitgeteilt, die Leistungen würden dann bezahlt, wenn sie fertig seien. „Wir äußern uns nicht zu Einzelfällen. Und dass man auf dem Bau mal unterschiedlicher Meinung sein kann, ist gang und gäbe“, teilte ein Flughafensprecher am Donnerstag mit. Laut Controllingbericht waren die Parkhäuser am 16. März zu 93 Prozent fertiggestellt. Die Bestehenden Verzögerungen seien unproblematisch, da Restleistungen in der Ausführung seien, heißt es weiter. Der Chef des Bauindustrieverbandes Wunschel betonte am Donnerstag jedoch, dass es sich bei den Parkhäusern lediglich um ein Beispiel von vielen handele. „Es haben sich eine ganze Reihe von Firmen und Nachunternehmern an uns gewandt. Es geht im Wesentlichen um Nebengebäude“.

So soll der neue Flughafen Aussehen:

Angaben der Flughafengesellschaft zufolge sind derzeit noch rund 3500 Bauarbeiter auf der BER-Baustelle tätig, davon 2500 im Terminal. Allein 1000 Bauarbeiter versuchen das Problem mit der Brandschutzanlage zu lösen, das letztlich zum Platzen des Eröffnungstermins am 3. Juni geführt hat. Zu Spitzenzeiten waren rund 7000 Bauarbeiter in Schönefeld tätig. Schwere Vorwürfe gegen das Baumanagement am BER erhob am Donnerstag auch der geschäftsführende Gesellschafter der brandenburgischen Baufirma Kussatz und Schuster Bau GmbH aus Lübben im Spreewald, Jörg Schuster. „Wir sind gar nicht zufrieden. Seit September 2011 warten wir auf unser Geld“, sagte Schuster dem Tagesspiegel. Immerhin gehe es um rund 100 000 Euro. „Materialkosten sind angefallen, unsere Mitarbeiter müssen trotzdem bezahlt werden und schließlich wurde eine Leistung erbracht“, sagte Schuster.

Kussatz und Schuster waren am BER mit Tiefbauarbeiten für ein vorgeschaltetes Unternehmen tätig. Weil dieses aber offenbar auch kein Geld bekommt, muss Schuster ebenfalls warten. Bestimmt sei der Druck auf die Flughafengesellschaft wegen der geplatzten Eröffnung jetzt groß, doch viele der Probleme seien schon älter und hausgemacht, glaubt der Baufirmenchef. „Es wurde einfach auch schlampig ausgeschrieben. Das Motto war wohl: Hauptsache schnell weg vom Schreibtisch.“

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